Bashar hat immer davon geträumt, seine Kunst selbst zu gestalten und sich frei ausdrücken zu können. Jetzt inszeniert er seine eigenen Theaterstücke.

„Kunst ist eine Möglichkeit, sich auszudrücken und seine Geschichte zu teilen."

„Kultur hat kein Land, keine Sprache“, macht Theaterregisseur Bashar klar. Er floh 2015 aus Aleppo, Syrien, nach Deutschland. Jetzt lebt er in der Südstadt von Nürnberg. Bashar arbeitete in der kreativen Szene in Aleppo, hatte aber nie das Gefühl, dass er sich wirklich ausdrücken und die Kunst kreieren kann, die er wollte. „Ich wollte Freiheit“, sagt er. „Kunst ist eine Möglichkeit, sich auszudrücken und seine Geschichte zu teilen.”

Bashar in der Nürnberger Innenstadt mit seinem mobilen Theater.
Bashar hat ein mobiles Theater gebaut, um Kulturen durch die Kunst enger zusammenzubringen.
Foto: Lena Mucha / IRC

 

Märchen aus aller Welt

Er begann mit einem Praktikum bei zwei Theatergruppen in Deutschland, stellte aber fest, dass die Namen der Figuren in den Märchen nicht die gleichen waren, wie er sie kannte. „Ich habe gelernt, wie Schneewittchen auf Deutsch heißt, aber andere wussten nicht, wie wir sie in Syrien nennen.“

Bashar stellte fest: „Integration ist keine Einbahnstraße.“ Also beschloss er, seine Fähigkeiten zu nutzen, um sein eigenes kreatives Unternehmen zu gründen und dabei zu helfen, verschiedene Kulturen zum Leben zu erwecken – und sie zusammenzubringen.

Lama und Bashar stehen zusammen in ihrem Wohnzimmer und lachen.
Bashar und seine Frau Lama haben in Alleppo, Syrien ein Kunst-Café geführt, bevor sie nach Deutschland geflohen sind.
Foto: Lena Mucha / IRC

Eine Bühne, die bewegt

Er arbeitete mit einem Handwerker zusammen, um seinen Traum in die Tat umzusetzen. Anfangs war es schwierig zu erklären, wie er sich seine Bühne vorstellte, aber er baute ein mobiles Minitheater, um anderen seine Vision zu zeigen. 

Heute wird das mobile Theater mit Musik und Masken zum Leben erweckt. Bashar arbeitet mit Nürnberger Schauspielern zusammen, die Puppen und anderes Spielzeug nutzen, um das Publikum in seine interaktiven Stücke einzubeziehen. 

„Ich will keine Chancen, weil ich geflüchtet bin. Ich will sie wegen meiner Fähigkeiten und meines Talents."

Bashar nahm an dem von der Citi Foundation finanzierten IRC Trainingsprogramm teil, das ihm bei der Gründung seines Unternehmens half. Das dreimonatige Programm führte ihn durch den Prozess der Erstellung seines eigenen Geschäftsplans und gab ihm das nötige Wissen, um als Unternehmer in Deutschland erfolgreich zu sein.

In Zusammenarbeit mit erfahrenen Unternehmer*innen profitierte Bashar auch von einem Mentoring und konnte ein Netzwerk von Kreativen in Nürnberg aufbauen.

Jetzt kann man Bashar mit seinem Theater im Schlepptau durch Nürnberg radeln sehen, wo er seine Produktionen in Schulen und anderen Gemeinschaftsräumen vorstellt.

Obwohl es manchmal schwierig war, ist Bashar stolz auf das, was er bereits erreicht hat: „Mein Flüchtlingsstatus ist kein Problem in meinem Leben – ich habe Freunde und ein gutes soziales Netzwerk – nur in meinem Beruf“, erzählt Bashar. „Ich will keine Chancen, weil ich geflüchtet bin. Ich will sie wegen meiner Fähigkeiten und meines Talents.“

Bashar mit Menschen aus seiner Theatergruppe
Bashar hat immer davon geträumt, seine Kunst selbst zu gestalten und sich frei ausdrücken zu können. Jetzt inszeniert er seine eigenen Theaterstücke.
Foto: Lena Mucha / IRC

Bashars Ziel ist es, Geschichten aus der ganzen Welt zu erzählen und auf schwierige Situationen in der Gesellschaft und in unserer Umgebung aufmerksam zu machen. „Meine Aufgabe als Künstler ist es, ein Licht auf verschiedene Ereignisse in der Gesellschaft zu werfen“, sagt er. Er hofft, dass die Menschen, die seine Stücke sehen, sich der Probleme bewusst werden, auf die er hinweist, und dass sie gemeinsam Lösungen finden.

Deshalb, so Bashar, liebe er das Theater und den engen Kontakt mit seinem Publikum. „Theater ist für mich wichtig, weil ich direkten Kontakt mit dem Publikum habe – und ich kann die Freude oder Traurigkeit in den Augen der Menschen sehen.“ 

Bashar mit einem kleinen Modell seines Theaters.
„Ich will keine Chancen, weil ich geflüchtet bin. Ich will sie wegen meiner Fähigkeiten und meines Talents.”
Foto: Lena Mucha / IRC

Unsere Arbeit in Deutschland

Seit 2016 arbeitet IRC in Deutschland in den Bereichen Bildung, Schutz und Teilhabe sowie wirtschaftliche Integration. Die Programme werden bundesweit durchgeführt und gemeinsam mit zahlreichen Partnerorganisationen, wie Citi Foundation, und Institutionen aus Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft umgesetzt.

Menschen, die als Geflüchtete nach Deutschland kommen, bringen eine Vielzahl an Fähigkeiten, individuellen Stärken und Hoffnungen mit. Sie zu fördern, ist Ziel von IRC Deutschland. Die Programmarbeit findet in allen 16 Bundesländern statt und wird von den IRC Deutschland Büros in Berlin und Bonn gesteuert.

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Unser Programm „Resilient Futures”, das von der Citi Foundation unterstützt wird, bietet jungen Unternehmern in Deutschland, Griechenland, Kamerun, Nigeria, Libanon, Jordanien und Mexiko die Chance, ihr Unternehmen aufzubauen und ihr volles Potenzial auszuschöpfen. In Deutschland wird das Programm von dem Ausbildungsring Ausländischer Unternehmen e.V. (AAU e.V.) umgesetzt, welche Selbständige mit ausländischer Staatsangehörigkeit dabei unterstützt, Ausbildungsplätze zu schaffen und bereitzustellen.