Wer wir sind

Menschen, deren Leben und Lebensgrundlagen durch Konflikte und Katastrophen zerstört wurden, stehen im Mittelpunkt der weltweiten Arbeit und des Wirkens von IRC. Seit 2016 sind wir auch in Deutschland tätig. Das IRC-Team in Deutschland arbeitet von zwei Büros, in Berlin und Bonn, sowie an mehreren weiteren Standorten im gesamten Bundesgebiet.

Die Entscheidung, IRC Deutschland zu gründen, trafen wir damals wegen der historisch einmaligen Dimension von Vertreibung und Flucht: Der humanitäre Bedarf steigt seitdem weltweit stetig an. Als international tätige Organisation mit Wurzeln in Deutschland stand es für uns außer Frage, mit unserer Expertise und Erfahrungen nach Deutschland zurückzukehren. Gemeinsam mit deutschen öffentlichen Einrichtungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und privaten Unterstützer*innen setzen wir uns dafür ein, mehr und bessere Unterstützung  für Menschen in Not weltweit und Schutzsuchende in Deutschland zu leisten.

Im Jahr 1933 wurde IRC auf Initiative von Albert Einstein gegründet, um Verfolgte vor dem Naziregime in Sicherheit zu bringen und einen Neuanfang zu ermöglichen. Unsere Mission ist heute immer noch aktuell: Während die Zivilbevölkerung aktuell zunehmend ins Kreuzfeuer von Konflikten gerät, werden allgemeingültige humanitäre Prinzipien immer mehr missachtet. Zur selben Zeit ziehen sich traditionelle Verfechter des multilateralen Systems und Verbündete der Vertriebenen von der Weltbühne zurück. Dies hat die Grundlagen der internationalen Gemeinschaft erschüttert, und es erschwert die internationale Hilfe, auf welche die Bevölkerungen in Krisenkontexten angewiesen sind.

In vielerlei Hinsicht schließen die deutsche Bundesregierung sowie die aufnahmebereite Gesellschaft in Deutschland seit 2015 die entstandene Lücke: Zum einen durch das verstärkte Engagement der Bundesregierung in der internationalen humanitären Hilfe sowie in der Entwicklungszusammenarbeit. Zum anderen unterstützen die Bundesregierung und die deutsche (Zivil-)Gesellschaft Schutzsuchende in Deutschland und bieten ihnen Zukunftsperspektiven. Aus diesem Grund freuen wir uns sehr, die Zusammenarbeit in enger Kooperation mit Partnerorganisationen in den kommenden Jahren weiter zu vertiefen.

Wie wir arbeiten

Als integraler Bestandteil des globalen Netzwerks von IRC leisten wir in Deutschland einmal einen Beitrag zu IRCs weltweiter Programmarbeit und bieten darüber hinaus zahlreiche Angebote zur Unterstützung der Integration schutzsuchender Menschen in Kommunen in Deutschland an.

Im Einzelnen bedeutet dies, dass wir:

  • Angebote zur Unterstützung Geflüchteter in Deutschland bereitstellen mit einem Fokus auf den Bereichen Bildung, Beruf und Orientierung, Schutz und Rechtsberatung sowie Schutz und Teilhabe
  • Kooperationen mit Unterstützer*innen in Deutschland und der EU auf- und ausbauen, sowohl durch starke Partnerschaften mit deutschen und europäischen öffentlichen Geberinstitutionen als auch durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen, Stiftungen und Einzelspender*innen in Deutschland.
  • mit IRCs internationalen Länderprogrammen zusammenarbeiten, um effektivere Programmansätze zu entwickeln und deren Umsetzung unter fortlaufendem Monitoring zu begleiten. Dabei streben wir immer danach, in unseren Ansätzen effizient und innovativ zu sein.
  • uns bei deutschen politischen Akteur*innen und Entscheidungsträger*innen für krisenbetroffene und schutzsuchende Menschen einsetzen, für eine bessere internationale Hilfe, geeignetere politische Lösungen für humanitäre Krisen und entwicklungspolitische Herausforderungen sowie mehr Unterstützung für Schutzsuchende in Deutschland und Europa.

Weltweit arbeitet IRC heute in über 50 Ländern mit mehr als 17.000 Mitarbeiter*innen. Unser Einsatz findet unmittelbar vor Ort in Kriegsgebieten wie Syrien oder Jemen oder der Ukraine statt. Wir sind darüber hinaus auch in konfliktbetroffenen Kontexten wie Mali oder Myanmar präsent, sowie an verschiedenen Stationen entlang von Fluchtrouten wie am Mittelmeer oder in Mexiko. Unsere Leistungen bieten wir auch in Städten wie Mannheim oder München an, in denen Geflüchtete Sicherheit finden, Vertrauen fassen und beginnen, neue Lebenskapitel zu schreiben. Angesichts von mehr als 100 Millionen Menschen, die aufgrund von Konflikten, Verfolgung und Krisen weltweit vertrieben wurden, ist die Arbeit von IRC heute wichtiger denn je.

Globaler Fahrplan von IRC für die nächsten 13 Jahre

Der strategische Fahrplan von IRC Deutschland ist eingebettet in Strategy100, der neuen globalen Strategie von IRC. Sie wurde 2021 eingeführt und wird die Organisation bis zu unserem 100-jährigen Gründungsjubiläum im Jahr 2033 begleiten. Die Strategie wurde unter außergewöhnlichen Umständen entwickelt: zu einer Zeit, in der mehr Menschen als je zuvor aus ihrer Heimat vertrieben werden und sich durch Konflikte und Katastrophen ihrer Lebensgrundlage beraubt sehen; zu einer Zeit, in der COVID-19 diejenigen übermäßig betrifft, die ohnehin bereits gefährdet sind; zu einer Zeit, in der Menschen auf der ganzen Welt ein Ende von Rassismus und Ungleichheit fordern; zu einer Zeit, in der wir uns alle zunehmend mit den Auswirkungen der Klimakrise konfrontiert sehen. Zur selben Zeit sind viele Regierungen Schutzsuchenden, Einwanderern und Geflüchteten gegenüber weniger aufgeschlossen als je zuvor.
Vor diesem Hintergrund baut die „Strategy100“ zwar auf ihrer Vorgänger-Strategie „IRC2020“ auf; zugleich fordert sie uns  auch dazu auf, einen Schritt weiterzugehen indem wir  unsere Zusammenarbeit mit betroffenen Menschen sowie mit lokalen Partnerorganisationen weiter vertiefen; mehr in unsere Teams investieren; und uns stärker für eine größere Diversität in unserer Organisation einsetzen.

Inhalt: 4 Komponenten

Strategy100 besteht aus vier Komponenten: einem Leitbild, welches den dauerhaften Zweck unserer Organisation beschreibt; einer Reihe von Wirkungsfeldern, welche die Veränderungen definieren, die wir erreichen wollen; einer neuen Vision, die uns bis zu unserem hundertjährigen Bestehen im Jahr 2033 tragen soll; und einem neuen strategischen Plan mit Maßnahmen, um diese Vision zu verwirklichen. Sie alle folgen den Werten von IRC, welche die Art und Weise unserer Arbeit auf der ganzen Welt prägen. Diese Teile sind im Folgenden zusammengefasst; ausführliche Darstellungen finden sich  in der vollständigen englischsprachigen Version von Strategy100. 

Menschen, deren Leben und Lebensgrundlagen durch Konflikte und Katastrophen zerstört wurden, stehen im Mittelpunkt von Strategy100. Für uns sind sie nicht nur „Begünstigte“ oder eine “Zielgruppe”; wir sind ihnen gegenüber  rechenschaftspflichtig und wollen ihnen zielgerichtet Dienstleistungen nach ihren individuellen Bedarfen anbieten. Deshalb haben wir uns sprachlich für die Bezeichnung „Klient*innen“ entschieden. Die Menschen in Krisen und Konflikten, also unsere Klient*innen, stehen bei uns stets im Mittelpunkt. Ihre Interessen, Bedürfnisse und Perspektiven sind der Ausgangspunkt für all unsere Anstrengungen in der Umsetzung von Strategy100 und der damit verbundenen Vision.

 

 

Das Leitbild von IRC ist es, Menschen, deren Leben und Lebensgrundlagen durch Konflikte und Katastrophen, einschließlich der Klimakrise, zerstört wurden, dabei zu helfen zu überleben und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Wir verstehen uns als lösungsorientierte Organisation, die Menschen in Not unterstützt. Wir bieten Hilfe in allen Phasen einer Krise – von der akuten Konflikt- oder Katastrophensituation, über die Flucht bis hin zur Integration in Aufnahmeländern.  Während sich dieses Leitbild im Laufe der Zeit bewährt hat, sehen wir heute die Notwendigkeit, es an einer Stelle zu erweitern: Die Klimakrise erfordert zunehmend unsere Aufmerksamkeit. Deshalb nehmen wir sie mit Strategy100 ausdrücklich in das Leitbild der Organisation auf.

Unsere Wirkung ist die wichtigste Triebfeder unserer Arbeit: Sie benennt die Veränderung, die wir gemeinsam anstreben und erreichen wollen. Wir sind erfolgreich, wenn unsere Klient*innen Verbesserungen in ihren Lebensumständen erleben, und zwar konkret in den folgenden Bereichen:

  • Sicherheit vor körperlicher, sexualisierter und psychischer Gewalt;
  • Gesundheit, einschließlich körperliches und geistiges Wohlbefinden;
  • Bildung, einschließlich Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse, sozial-emotionale und Lebenskompetenzen (auch durch sichere Lernorte);
  • Wirtschaftliche Stärkung, einschließlich der Fähigkeit, materielle Grundbedürfnisse zu befriedigen, sowie Einkommens- und Vermögenszuwachs; und
  • Selbstbestimmung, nämlich Einfluss auf Entscheidungen zu haben, welche die eigenen Lebensumstände betreffen.

Im Rahmen dieser Bestrebungen beabsichtigt IRC, systematisch gegen geschlechtsspezifische Ungleichbehandlung in und durch unsere/r gesamte/n Arbeit vorzugehen.

Dabei leiten unsere globalen Werte die Art und Weise, wie wir arbeiten: Integrität, Verantwortung, Einsatz und Gleichberechtigung. Wir werden gemeinsam daran arbeiten, dass diese Werte von unseren Mitarbeiter*innen, Klient*innen und Partner*innen verstanden  und in allen Kontexten unserer Arbeit umgesetzt werden. Wir verpflichten uns zu Anti-Rassismus und dazu, die Ursachen von Ungleichbehandlung zu bekämpfen.

Während das Leitbild, die Wirkung und die Werte für IRC langfristig bestehen, beschreibt die Strategy100-Vision das kurzfristige Streben von IRC für die kommenden 13 Jahre. Die Strategy100-Vision lautet: Zu unserem 100-jährigen Bestehen wollen wir, dass die Wirkung unserer Programme und der Einfluss unserer Ideen die Menschen, die von Krisen betroffen sind, befähigt, ihre Lebensumstände nachhaltig zu verbessern. Das bedeutet, dass wir uns zum Ziel gesetzt haben, qualitativ hochwertige und kosteneffiziente Programme anzubieten, die auf die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zugeschnitten sind - auch durch die Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen. Darüber hinaus haben wir uns vorgenommen die Ungleichheiten, mit denen unsere Klient*innen konfrontiert sind, anzugehen. Außerdem wollen wir Selbstbestimmung und dauerhafte Veränderungen nicht nur für Menschen in unseren Programmen, sondern für alle Menschen, die von humanitären Krisen betroffen sind. Das bedeutet, dass wir unsere Ansätze und Ideen offen teilen, um das Denken und Handeln in unserem gesamten Arbeitsfeld mitzugestalten.

Der globale Strategieplan von IRC gibt die Richtung vor, wie die Organisation diese Vision in der Zeit bis zu ihrem 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2033 umsetzen wird. Dieser Plan hat fünf Ziele, die jeweils durch eine Reihe von spezifischeren Ambitionen gestützt wird:

  1. Wirkung erhöhen: Wir gleichen unsere Erkenntnisse, die auf eigener Forschung und Datenerhebung basieren, mit kontextspezifischem Wissen der Menschen vor Ort ab, um die bestmöglichen Angebote der humanitären Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Integrationsunterstützung zu entwickeln.
  2. Reichweite vergrößern: Wir erreichen mehr Menschen mit unserer Arbeit, indem wir zum einen unsere eigenen Projekte skalieren, und indem wir uns zum anderen mit unseren Ressourcen und unserer fachlichen Expertise dafür einsetzen, die gesamte Infrastruktur von Hilfsangeboten vor Ort zu stärken.
  3. In unsere Mitarbeiter*innen investieren: Wir stellen durch unsere Teams höchste Qualität sicher, indem wir weltweit eine vielfältige Belegschaft gewinnen, binden und beruflich fördern und gewährleisten, dass unsere Mitarbeitenden jene Menschen repräsentieren, denen unser Einsatz weltweit gilt.
  4. Einfluss nutzen: Wir teilen unsere besten Ideen und setzen uns weltweit dafür ein, die Lebensumstände aller von Krisen betroffenen Menschen zu verbessern.
  5. Langfristige und qualitativ hochwertige Finanzierung: Wir schaffen eine stabile, ausgeglichene und flexible Finanzierungsgrundlage, um uns gezielter für die Menschen einzusetzen, denen unsere Arbeit gilt, und damit wir besser auf deren Bedürfnisse eingehen können.

Ziele von IRC Deutschland für die 1. Phase der Strategy100

Während die Strategy100 eine globale Strategie für die nächsten 13 Jahren ist, liegt der Fokus des im Folgenden dargelegten Fahrplans für die Phase 1 (2021-2024) spezifisch auf Deutschland. Zusätzlich zu dem bereits erwähnten globalen Kontext, berücksichtigt dieser Plan daher auch die folgenden Punkte:

  • Deutschland ist das fünftgrößte Aufnahmeland für Geflüchtete weltweit und befindet sich bei der Anzahl neu gestellter Asylanträge global an dritter Stelle. Eine entscheidende Zielsetzung unserer Bemühungen ist neben der Arbeit in Kriegs-und Krisenregionen sowie entlang von Migrationsrouten, auch der Einsatz in Ziel- und Aufnahmeländern wie Deutschland. Hier bieten wir schutzsuchenden Menschen langfristig und qualitativ hochwertige Unterstützung an.
  • Deutschland ist der zweitgrößte offizielle bilaterale Geber der Öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (kurz: ODA) und der zweitgrößte humanitäre Geber weltweit. Der Beziehungsauf- und ausbau mit den deutschen institutionellen Gebern ist daher bedeutend für die Möglichkeit von IRC, weiterhin lebensrettende und perspektivbildende Programme in Krisenkontexten in aller Welt anzubieten.
  • Deutschland ist der wohl einflussreichste Mitgliedsstaat der EU und ein zunehmend bedeutender außenpolitischer Akteur. Das macht die deutsche Regierung zu einem wichtigen Partner für IRC, damit wir unsere Prioritäten gemeinsam mit und für Menschen, die von Krisen betroffen sind, vorantreiben. Unsere Zielsetzung beinhaltet u.a. eine bessere internationale Hilfe, gezieltere Konfliktlösung und ein Ende des Zeitalters der Straflosigkeit.

Aufgrund der Rolle Deutschlands und basierend auf den Ambitionen von IRC ergeben sich fünf konkrete Zielbereiche, auf die sich IRC Deutschland bei der Umsetzung von Strategy100 konzentrieren will:

Ziel 1: Unterstützung der globalen Bemühungen, die Reichweite und Wirkung von IRC-Programmen auszuweiten

Die in Strategy100 definierten Ziele beschreiben eine klare und ehrgeizige Vision, wie IRC in den nächsten 13 Jahren die Qualität unserer Angebote verbessern will und die Anzahl der Teilnehmenden erhöhen wird. Aus diesem Grund hat sich das gesamte IRC-Netzwerk, einschließlich IRC Deutschland, in Phase I auf die Priorisierung von sechs spezifischen Unterzielen festgelegt: 

  • Wir erhöhen den direkten Einfluss unserer Klient*innen auf die Planung und Durchführung unserer Angebote. Dies machen wir, indem wir ihren Input auf systematische Art und Weise in die Projektentwicklung und -implementierung einbeziehen. Zudem werden wir vermehrt auf Ansätze und Modalitäten zurückgreifen, die den Menschen in unseren Projekten größere Selbstbestimmung ermöglichen und ihnen mehr Chancen eröffnen, selbst zwischen Dienstleistungen und Angeboten zu wählen (wie beispielsweise die Unterstützung mit Bargeld oder Gutscheinen statt Sachgütern).
  • Wir nutzen mehr Forschung und Evidenz in der Konzeption und Durchführung unserer Angebote.
  • Wir untermauern unsere Entscheidungen mit Daten, um somit eine größere Wirkung zu gewährleisten. Dies gelingt uns sowohl durch die Verbesserung der Qualität von Daten und Systemen auf der Projektebene, als auch durch die Erweiterung der Einbeziehung von Daten in grundlegende Entscheidungsfindungsprozesse.​​​​​​
  • Wir entwickeln unsere Programmangebote dynamischer, integrierter und wirkungsvoller,indem wir Lern- und Designprozesse auf Programmebene entwickeln statt für einzelne Projekte, und wir stellen dafür entsprechend notwendige Ressourcen und Kapazitäten bereit.
  • Wir weiten unsere Arbeit mit lokalen Partnern aus, sowohl durch den Aufbau dauerhafter Partner-Netzwerke an allen Einsatzorten, als auch durch einen Haltungswandel. Bei jeder Projektplanung wollen wir uns zunächst fragen: „Warum sollten wir das selbst durchführen statt mit einer lokalen Partnerorganisation?
  • Wir definieren Skalierungsziele, um mehr Menschen zu erreichen, sowohl auf globaler Ebene als auch in bestimmten geografischen Regionen, in denen wir arbeiten.

Um diese Ziele zu erreichen, unterstützt IRC Deutschland IRC-Programme in 40 Ländern weltweit, die von Gebern aus Deutschland oder der Europäischen Union finanziert oder ko-finanziert werden. Dies geschieht zum einen durch unsere direkte Unterstützung bei der Entwicklung und Implementierung der Programme entlang des gesamten Projektzyklus. Zum anderen auch durch Monitoring und Qualitätssicherung um sicherzustellen, dass alle von uns unterstützten Programme in den IRC-Büros weltweit sowohl unsere internen Programmstandards als auch die Erwartungen unserer Geber erfüllen.

In Deutschland selbst fokussieren wir unsere Angebote auf die Wirkungsbereiche Bildung, Beruf und Orientierung, Schutz und Rechtsberatung sowie Schutz & Teilhabe. Dabei zeigt unser Strategie-Aktions-Plan für die deutschen Projekte (SAP)  auf, wie wir die sechs oben aufgeführten Ziele in dieser Arbeit mit und für schutzsuchende Menschen in Deutschland während Phase I der Strategieumsetzung verwirklichen wollen. Dieser Plan wurde unter Beteiligung unserer Klient*innen und Partnerorganisationen in Deutschland entwickelt. Wie aus diesem Plan hervorgeht, wollen wir weiterhin innovative Programmansätze im Bereich der Integrationsunterstützung entwickeln und skalieren, indem wir auf Forschung und datenbasierte Erkenntnisse zurückzugreifen. Dabei hebeln wir auch die globale Expertise von IRC und die Erfahrungswerte und Erkenntnisse der vielen Programmbüros weltweit, und schneiden unseren Einsatz hier auf den deutschen Kontext zu. Das beinhaltet auch, dass wir die Zusammenarbeit mit staatlichen und nicht-staatlichen Partnerorganisationen, darunter auch Migrant*innenenselbsthilfeorganisationen, bei der Programmdurchführung weiter in den Vordergrund rücken.

Ziel 2: Mehr Vielfalt und Inklusion innerhalb von IRC Deutschland

Durch Strategie 100 verpflichten wir uns auf globaler Ebene zu größerer Vielfalt innerhalb unserer Teams um die Orte, an denen wir arbeiten, und die Menschen und Kontexte, denen unser Einsatz gilt, besser zu repräsentieren. In diesem Zusammenhang beschreibt die Strategie konkrete und organisationsweite Verpflichtungen zu Anti-Rassismus und zur Bekämpfung von Diskriminierung. Unsere Selbstverpflichtung zu Diversität und Inklusion wurden nicht nur in der Strategie aufgenommen, weil sie unseren Überzeugungen und Grundwerten entsprechen. Wir sind auch davon überzeugt, dass eine vielfältigere und partizipativere Organisation eine höhere Wirkung erzielt, da sie es uns ermöglicht, unsere Arbeitskontexte besser zu verstehen, um effektivere Hilfe für unsere Klient*innen zu leisten. In Zukunft werden unsere Bemühungen für eine vielfältigere und inklusive Organisation zusätzlich von der globalen Gender, Equality, Diversity und Inclusion (GEDI) Abteilung vorangetrieben.

Im Einklang mit dem ganzen IRC-Netzwerk haben wir uns bei IRC Deutschland in Phase I der Strategie zu konkreten Schritten verpflichtet, um uns auf den Weg zu einem vielfältigeren und inklusiveren Arbeitsplatz zu machen. Wir sind uns bewusst, dass institutioneller Rassismus überall auf der Welt existiert, auch im Sektor der humanitären Hilfe. Unser Fokus für die nächsten drei Jahre wird es sein, institutionellen Rassismus in unserer Organisation anzugehen, um die Erfahrungen von und mit IRC für all unsere Klient*innen, Kolleg*innen und Partner*innen zu verbessern. Konkret werden wir:

  • Die Vielfalt unserer Belegschaft erhöhen, beispielsweisein Bezug auf Alter, Herkunftsland, Geschlecht, Behinderungsstatus, Lebenserfahrung usw.
  • Eine integrative Arbeitskultur fördern, die es allen Mitarbeiter*innen erlaubt, bei der Arbeit ganz sie selbst zu sein. Zusätzlich wollen wir ein Umfeld schaffen, das durch offene Kommunikation und durch kontinuierliches Lernen geprägt ist, in dem diskriminierende Verhaltens- und Vorgehensweisen in allen Teams erkannt, benannt und geändert werden.
  • Die Perspektiven und Erfahrungen unserer Klient*innen stärker einbeziehen in unsere Programmgestaltung und externe Kommunikation.

Um unsere Ziele umzusetzen, hat IRC Deutschland einen eigenen GEDI-Aktionsplan für unsere Arbeit in Deutschland entwickelt. Hierfür kamen engagierte Kolleg*innen aus verschiedensten Bereichen zusammen und gründeten das Equity Committee als zentrales Organ für den Themenbereich GEDI. Diese Gruppe entwickelte eine konkrete Strategie für die Priorisierung der Themen Gender, Gleichstellung, Vielfalt und Inklusion innerhalb von IRC Deutschland. Auf Basis einer Mitarbeitendenbefragung, Gesprächsrunden und Workshops mit externen Berater*innen rief das Equity Committee den GEDI-Action-Plan ins Leben, der sechs konkrete Ziele für IRC Deutschland. Der Plan enthält Maßnahmen, die die Zusammensetzung unserer Teams, unsere Organisationskultur und -strukturen, die interne und externe Kommunikation sowie die Projektentwicklung umfassen.

Ziel 3: Qualität der humanitären Hilfe verbessern und Schutz für Geflüchtete im eigenen Land sicherstellen

IRC Deutschland kann durch Einflussnahme auf deutsche und europäische Institutionen und der Gesellschaft allgemein eine entscheidene Rolle spielen, um positive Veränderungen für die Menschen denen unser Einsatz gilt, und die Kontexte, in denen wir arbeiten, zu erreichen. Die Pandemie, die sich zuspitzende Klimakrise und andere besorgniserregende Trends stellen die Klient*innen von IRC weiterhin vor große Herausforderungen. Für uns ist es daher entscheidend, dass wir die Stärke unseres Netzwerks nutzen, um den Stimmen der Menschen, die weltweit von Krisen betroffen sind, Gehör zu verschaffen. Angesichts unserer strategischen Beziehung zur deutschen Regierung und den EU-Institutionen haben wir eine große Chance, bedeutenden Einfluss auszuüben und die Veränderungen voranzutreiben, die wir uns wünschen.

Um in Phase I von Strategy100 die maximale Wirkung zu erreichen, werden wir uns gezielt auf die Themenbereiche fokussieren, bei denen wir auf Basis unserer fachlichen Expertise konkrete politische Forderungen einbringen können. Unser Forderungskatalog zur Bundestagswahl 2021 umreißt dabei den Umfang unserer Empfehlungen an die neue Regierung. Konkret werden wir in unserer politischen Arbeit auf Folgendes drängen:

  • Gestaltung eines globalen humanitären Systems, das den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen ist - Konkret werden wir Deutschland und die EU auffordern, sich zu der Bereitstellung von Öffentlicher Entwicklungszusammenarbeit (kurz: ODA) von 0,7 % des Bruttosozialproduktes zu verpflichten und dieses Niveau zu halten. Wir wollen mit der deutschen Bundesregierung zusammenarbeiten, um sie dabei zu unterstützen, ihre Zusagen bezüglich der Unterstützung von Frauen und Mädchen in Konfliktsituationen in sinnvolle Maßnahmen umzusetzen. Dies kann beispielsweise durch die explizite Förderung von Vorhaben zur Gleichstellung der Geschlechter geschehen. Ebenso wollen wir die Auswirkungen des Klimawandels auf gefährdete Bevölkerungsgruppen thematisieren und unser Fachwissen einbringen, um gemeinsam Wege zu einer Lösung zu finden. Unser übergeordnetes Ziel ist es, auf breiterer Ebene zu einer Reform des humanitären Systems beizutragen (u. a. durch eine Umstellung auf eine flexiblere, langfristige Finanzierung der Hilfe - siehe Ziel 4 unten).
  • Verstärkter Schutz und Integration von Geflüchteten und anderen schutzbedürftigen Migrant*innen in Deutschland und der gesamten EU - Insbesondere werden wir bei der deutschen Bundesregierung und der EU darauf drängen, auf die europäische Schutzkrise sowohl an den Außengrenzen als auch innerhalb der EU zu reagieren, um das Recht auf Asyl in Deutschland zu wahren, sowie um Programme zum Resettlement Geflüchteter und deren Familienzusammenführung wiedereinzuführen und auszuweiten.
  • Verständigung auf eine Krisendiplomatie, die sich zur regelbasierten, multilateralen Ordnung bekennt und diese in konkrete, sinnvolle Maßnahmen für krisenbetroffene Menschen umsetzt - Konkret werden wir Deutschland und die EU auffordern, mehr globale Verantwortung für einen stabilen und nachhaltigen Planeten zu übernehmen, indem sie den Schutz von krisenbetroffenen Menschen zu einem vorrangigen außenpolitischen Ziel erklären. Dies schließt ausdrücklich einen Vorstoß für eine gesamtstaatliche Antwort auf die Klimakrise in ihrer verschärfenden Wirkung auf Konflikte und Vertreibung ein.

Um diese Ziele voranzutreiben, werden wir unsere Beziehungen zu anderen deutschen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Think Tanks ausbauen. Wir werden auch unsere eigenen Berichte, Publikationen und Veranstaltungen, wie beispielsweise den jährlich von uns ausgerichteten „Einstein Humanitarian Dialog,“ nutzen, um diese Themen bei relevanten Entscheidungsträger*innen und der breiten deutschen und europäischen Öffentlichkeit bekannt zu machen. Auch werden wir uns um stärkere Sichtbarkeit unserer Schwerpunktthemen in den Medien bemühen, um breite Bevölkerungsgruppen für Veränderungen zu mobilisieren.  Schließlich werden wir öffentlichkeitswirksame Kommunikationsarbeit zu diesen Themen machen, zur Information unserer Unterstützer*innen ebenso wie breit gestreut über unsere Kanäle in den sozialen Medien.

Ziel 4: Verbesserung des Zugangs zu langfristiger Finanzierung

Langfristige Finanzierungen, insbesondere flexible und länderübergreifende Projektförderungen, sind nachweislich eine Win-Win-Win-Situation: Sie sind für die NRO einfacher umzusetzen, für den Geber effizienter in der Förderung und haben eine größere Wirkung für die Menschen in den Projekten aufgrund der möglichen Anpassung auf den sich ändernden Kontext. Insbesondere angesichts der Tatsache, dass humanitäre Krisen im Durchschnitt weit über den typischen 12-monatigen Projektfinanzierungszyklus hinaus andauern, werden Finanzierungen mit längeren Zeithorizonten immer wichtiger, um den Menschen vor Ort angemessen helfen zu können.

Durch unsere strategischen Partnerschaften als Umsetzungspartner für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit der Europäischen Kommission und der deutschen Bundesregierung kann IRC Deutschland in diesem Bereich bedeutende Fortschritte für die globale Arbeit von IRC machen. Dabei können wir auf unserer Erfahrung als eine der Partner von DG ECHO aufbauen, die die „programmatische Partnerschaft“ pilotiert haben: ein regionales, mehrjähriges Programm für Bildung und den Schutz von Kindern in humanitären Krisen in Westafrika. Wir haben ähnliche Erfahrungen mit der deutschen Bundesregierung durch unsere Zusammenarbeit in der humanitären Hilfe. Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt führen wir Projekte durch, die allesamt eine Dauer von mindestens 24 Monate haben. Auch unsere Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit im Rahmen der mehrjährigen Übergangshilfe ist ein wichtiger Beitrag zur Zielerreichung. Indem wir diese längerfristigen Projekte erfolgreich umsetzen und mit unseren Geber*innen auf der Grundlage eines rigorosen Monitorings und einer Evaluierung über deren positiven Auswirkungen kommunizieren, können wir den Mehrwert mehrjähriger Förderungen darlegen und zur Verstetigung der Idee nachhaltig beitragen. Damit können wir diese und andere Geberinstitutionen ermutigen, größere Anteile ihrer Finanzierungen auf Mehrjährigkeit anzusetzen. Auch werden wir intern unsere eigenen Fähigkeiten stärken, diese Art der längerfristigen Finanzierung effektiv umzusetzen und damit die Erfolgschancen unserer Fördergesuche für mehrjährige Projekte erhöhen.

Ziel 5: Steigerung der privaten Spendeneinnahmen für mehr Flexibilität 

Private Spender*innen leisten einen entscheidenden Beitrag, um effektive Angebote in großem Umfang für Menschen in Not zu entwickeln und umzusetzen, und somit die Ziele unserer Strategie zu erreichen.  Private Mittel geben uns die Flexibilität, in Maßnahmen zu investieren, die oft durch Förderungen der öffentlichen Hand nicht abgedeckt werden, wie z. B. die Verbesserung der Programmqualität oder die verstärkte Unterstützung unserer Mitarbeiter*innen. Mindestens genauso wichtig sind sie, um frühzeitig auf Notsituationen wie Naturkatastrophen oder neue Konflikte reagieren zu können. Darüber hinaus fordern die meisten unserer institutionellen Förderer ein, dass Eigenmittel in die Projekte fließen. Somit fördert die öffentliche Hand unsere Maßnahmen und Angebote im Rahmen einer Ko-Finanzierung. Um diese Eigenmittel einbringen und somit das Potenzial instiutioneller Förderung maximieren zu können, bedarf es privater Spenden.
In Phase I der Strategy100 wird IRC Deutschland darauf abzielen, die von privaten Spender*innen eingeworbenen Mittel deutlich zu erhöhen. Um dieses Wachstum voranzutreiben, werden wir:

  • Die Effektivität unserer internen Strukturen zur Unterstützung des Fundraisings erhöhen: Wir werden unser Fundraising-Team mit einer schlanken Struktur weiter ausbauen und nach Möglichkeiten suchen, so kosteneffizient wie möglich weitere Angebote zu schaffen, um den größtmöglichen Mehrwert für unsere Unterstützer*innen und unsere Klient*innen zu generieren.
  • Ein robustes Programm für das Gewinnen von Dauerspender*innen einführen: Wir werden die Testung verschiedener Akquisekanäle in den Bereichen DRTV, Face-to-Face und digitales Fundraising weiter ausbauen um potenzielle Spender*innen und Unterstützer*innen anzusprechen. Basierend auf den Ergebnissen werden wir die effizientesten Kanäle dann in größerem Umfang lancieren.
  • Ein umfassendes Programm zur Spender*innenbetreuung aufbauen: Dabei werden sowohl digitale (z. B. E-Mail-Journeys) als auch Offline-Kommunikationsmechanismen (z. B. Spenderzeitschriften in Papierform, persönliche Veranstaltungen usw.) angeboten, um Beziehungen zu unseren Unterstützer*innen aufzubauen und zu pflegen.

Mit diesen Zielen und den zugrundeliegenden Implementierungsplänen sind wir bei IRC Deutschland der Meinung, dass wir in den nächsten drei Jahren effektiv zur Strategy100 beitragen und somit den Bedarfen und Wünschen der Menschen, denen unser Einsatz gilt, entsprechen können. Wir wissen, dass wir auf diesem Weg nur mit dem unermüdlichen Einsatz unserer Mitarbeiter*innen sowohl hier in Deutschland als auch weltweit sowie mit der Unterstützung unserer Unterstützer*innen und anderen Kooperationspartner*innen erfolgreich sein können. Wir hoffen, dass Sie an unserer Seite sein werden!