• Kenia: 1,4 Millionen auf 4,1 Millionen - ein Anstieg um 193%

  • Somalia: 2,3 Millionen auf 7,8 Millionen - ein Anstieg um 239%

  • Äthiopien: von 6,8 Millionen auf 8 Millionen - ein Anstieg um 18% (laut verfügbaren Daten)

Die Zahl der Menschen, die in Ostafrika von akutem Hunger betroffen sind, ist zwischen November 2021 und August 2022 exponentiell angestiegen. Mit dem Anfang der fünften aufeinanderfolgenden Dürreperiode ruft IRC dazu auf, dass die internationale Gemeinschaft verstärkte Anstrengungen unternimmt, um die Ernährungsunsicherheit und Unterernährung in Ostafrika zu bewältigen. Konflikte, Klimaextreme, wirtschaftliche Schocks und die Auswirkungen des Ukrainekonflikts auf globale Lebensmittel- und Energiepreise treiben Millionen Menschen in Ostafrika in den Hunger. Tausende haben bereits ihr Leben infolge von Hunger verloren. Weltweit können aktuell 4 von 5 akut unterernährten Kindern nicht behandelt werden. IRC ruft auf, den innovative Behandlungsansatz des ComPas (Combined Protocol for Acute Malnutrition Study) zu nutzen, der die Behandlung von unkomplizierter Unterernährung für Kinder zwischen 6 und 59 Monaten in einem Protokoll zusammenfasst, das vereinfachte Diagnosekriterien und ein einziges therapeutisches Nahrungsmittel vorsieht. Der Ansatz ist einfacher, kostengünstiger und bietet eine umfassendere Behandlung, mit der potenziell mehr Kinder in großem Umfang zu erreichen sind.

In Ostafrika sind derzeit 20,9 Millionen Menschen von großer Ernährungsunsicherheit betroffen, wobei schätzungsweise 7,46 Millionen Kinder unter fünf Jahren von akuter Unterernährung betroffen sind. Darunter leiden 1,85 Millionen Kinder in der schwersten Form von Unterernährung mit einem zehnmal höheren Risiko, infolge an gewöhnlichen Krankheiten wie Malaria oder Cholera zu versterben.

Ralph Achenbach, IRC Deutschland Geschäftsführer, kommentiert:

,,Die Hungerkatastrophe in Ostafrika ist eine menschengemachte Krise. Es ist in der Verantwortung der Industrienationen, jetzt rasches Handeln durch zusätzliche Finanzmittel zu ermöglichen. Aber auch langfristiges Engagement wird erforderlich sein, um die durch den Klimawandel entstandenen Schäden anzugehen. Allein in Somalia sind derzeit 7,1 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen - mehr als die Hälfte der Bevölkerung. 300.000 von ihnen leiden bereits jetzt unter Hungersnot ähnlichen Zuständen; dabei ist noch keine offizielle Hungersnot ausgerufen worden. Wir müssen aber jetzt handeln. Wenn bis zu einer offiziellen Erklärung der Hungersnot gewartet wird, könnte das Hunderttausende von Menschenleben kosten. Das war der Preis der Untätigkeit während der tödlichen Hungersnot in Somalia 2011, bei der 260.000 Menschen - die Hälfte davon Kinder - starben, während sie auf Hilfe warteten. Die Hälfte aller Todesfälle trat ein, bevor die Hungersnot offiziell ausgerufen wurde.

Nur um das in Relation zu setzen: bei der Gesamtbevölkerung Deutschlands würde dies bedeuten, dass sich 47 Millionen Menschen in der Bundesrepublik in akuter Ernährungsunsicherheit befinden bzw. fast zwei Millionen Menschen in Hungersnot ähnlichen Zuständen. Wir dürfen in unseren Reaktionen keinen Unterschied machen, wer wo Hunger leidet. Hungertote sind vermeidbar, egal wo auf der Welt. Die internationale Gemeinschaft muss alles tun, um sie zu verhindern. 

Die humanitären Hilfspläne zur Bewältigung der Dürre in Äthiopien, Kenia und Somalia sind trotz des eskalierenden Bedarfs nur zu 50% finanziert. Die starke Unterfinanzierung schränkt die Reaktionsfähigkeit von Hilfsorganisationen wie IRC stark ein. IRC appelliert daher an alle Staats- und Regierungschef*innen, die verfügbaren Gelder aufzustocken und den innovativen Behandlungsansatz zu übernehmen. Um die Hungersnot in Ostafrika einzudämmen, muss die humanitäre Hilfe in vollem Umfang aufgestockt werden."

Shashwat Saraf, IRC-Notfalldirektor für Ostafrika, ergänzt:

,,In diesem Jahr, in dem die Not so groß ist wie nie zuvor, sind unsere humanitären Mittel bis zum Äußersten ausgereizt. Angesichts der steigenden Zahl hungernder Menschen und unterernährter Kinder wird die Kluft zwischen unserem Finanzierungsbedarf und den verfügbaren Ressourcen immer größer. Die Hochrangige Task Force (HTLF) der Vereinten Nationen wurde eingerichtet, um eine Hungersnot zu verhindern. Aber wir sehen bereits deutliche Anzeichen einer Hungersnot in der gesamten Region. Tausende sind bereits gestorben. Die HTLF muss dringend umgestaltet werden, um ihren zentralen Zweck zu erfüllen: Die Verhinderung von Hungersnöten.”

Eine IRC-Klientin, eine junge Mutter, sagt:

,,Zwei meiner Kinder haben bereits auf dem Weg zum Lager für Binnenvertriebene das Leben verloren. Jetzt versuche ich sicherzustellen, dass mein letztes Kind die dringend benötigte Behandlung gegen akute Unterernährung erhalten kann."

Ostafrika beherbergt einige der am längsten laufenden Programme von IRC weltweit, mit Einsätzen in Somalia seit über 40 Jahren, in Kenia seit drei Jahrzehnten und in Äthiopien seit 20 Jahren. Heute stocken mehr als 2.000 IRC-Mitarbeitende in der Region unsere Programme auf, um der Dürre und Ernährungsunsicherheit zu begegnen. Wir weiten unsere Arbeit auch auf neue Gebiete aus, um den akuten Bedarf zu decken. Einsatzbereiche von IRC sind der Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und sanitären Einrichtungen sowie Bargeld- und Schutzleistungen.