Misty Buswell, Middle East Policy Director beim International Rescue Committee (IRC) berichtet über die eskalierende Situation in Idlib.

„Es ist unvorstellbar, dass sich die ohnehin schon katastrophale Situation in Nordwestsyrien noch weiter verschlimmert. In Idlib ist es derzeit eiskalt. Tausende Menschen harren in Zelten, Bauruinen oder in ihren Fahrzeugen aus. Bei Temperaturen mit aktuell bis -11 Grad  greifen die Menschen zu immer verzweifelteren Maßnahmen, um sich warm zu halten: Sie verbrennen Kleidung, Reifen und Plastiktüten. Aber selbst das ist nicht genug. Uns wurde mitgeteilt, dass mindestens ein Kind an den Folgen der Kälte gestorben ist, was das Elend der Menschen noch weiter vergrößert.

Seit Anfang des Jahres sind über 200 Menschen durch die Gewalt getötet worden - darunter mindestens 84 Kinder. In den vergangenen drei Wochen wurden eine Viertelmillion Menschen gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen - allein 100.000 in der vergangenen Woche - und wir schätzen, dass weitere 500.000 Menschen in der Schusslinie bleiben und bei anhaltender Gewalt ebenfalls vertrieben werden. Viele dieser Menschen sind nicht zum ersten Mal geflohen. Auch unsere eigenen Mitarbeiter blieben nicht unverschont - bisher wurden 27 aus ihren Häusern vertrieben. Dennoch setzen sie ihre Arbeit fort, um ihren betroffenen Nachbarn und Gemeinden zu helfen. Sowohl das International Rescue Committee als auch unsere Partnerorganisationen mussten in den letzten Wochen den Betrieb in einer Reihe von medizinischen Einrichtungen einstellen, wodurch die ohnehin schon gefährdete Bevölkerung noch stärker bedroht ist.

Die Menschen verlieren ihr Zuhause. Sie sehen wie ihre Kinder bei Luftangriffen getötet werden oder erfrieren, obwohl sie verzweifelt versuchen, sie warm zu halten. Die Krise in Idlib, ist Ausdruck eines völligen Versagens der Diplomatie. Die syrische Zivilbevölkerung wurde von der internationalen Gemeinschaft aufgegeben. Ein Waffenstillstand ist dringend nötig, um weitere Tote zu verhindern. Es muss ebenfalls eine Rechenschaftspflicht für die nach wie vor häufig auftretenden Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht geben, sowie eine sofortige Rückkehr zum UN-geführten Friedensprozess.“