Die Mehrheit der über 1,5 Millionen Geflüchteten, die seit letzter Woche aus der Ukraine fliehen mussten, sind Frauen und Kinder. International Rescue Committee (IRC) warnt, dass sie besonders durch Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch gefährdet sind. Die Geschwindigkeit der Vertreibung von Menschen in dieser Krise ist beispiellos.

Seit der Rohingya-Krise haben wir keine Vertreibung in einem solchen Tempo mehr erlebt. Die Vereinten Nationen warnen, dass mit der täglich steigenden Zahl der Binnenvertriebenen und Geflüchteten bis zu fünf Millionen Menschen aus dem Land fliehen könnten.

Damit wäre dies die größte humanitäre Krise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. In Krisensituationen sind Frauen und Mädchen während Konflikten und Vertreibung unverhältnismäßigen Risiken wie Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt. Bei den aus der Ukraine fliehenden Frauen und Mädchen wird dies nicht anders sein.

Lani Fortier, Direktorin für Notfalleinsätze bei International Rescue Committee, sagt: 

„Wir sind äußerst besorgt um die Sicherheit von Frauen und Kindern, die gezwungen sind, aus ihren Häusern zu fliehen. Zusätzlich zu den Hunderttausenden, die seit letzter Woche aus der Ukraine geflohen sind, gab es bereits fast 1,5 Millionen Menschen, die seit dem Beginn des Konflikts in der Ostukraine und der Annexion der Krim im Jahr 2014 innerhalb des Landes vertrieben wurden. Zwei Drittel davon sind Frauen und Kinder.

Frauen und Mädchen, insbesondere diejenigen, die allein aus und in der Ukraine reisen, könnten der Gefahr von Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt sein, einschließlich sexueller Gewalt, geschlechtsspezifischer Gewalt und Menschenhandel. Das Fehlen oder die Unterbrechung grundlegender Dienstleistungen wie medizinischer Notdienste, Gesundheitsversorgung und sozialer Dienste erhöht das Risiko für Frauen und Mädchen, gesundheitliche Belastungen zu erleiden. In den nächsten drei Monaten werden in der Ukraine schätzungsweise 80.000 Frauen entbinden. Falls die Krise weiterhin grundlegende Gesundheitsdienste lahmlegt, werden viele von ihnen keinen Zugang zu Geburtenhilfe haben. Für einige wird die Geburt eher eine lebensbedrohliche als eine lebensverändernde Erfahrung sein."

IRC ruft die internationalen Geber*innen und Verantwortlichen dazu auf, der Unterstützung und dem Schutz von Frauen und Mädchen Vorrang einzuräumen. Dies bedeutet, dass wir den ukrainischen Frauen und Mädchen selbst zuhören und Frauenrechtsorganisationen in allen betroffenen Ländern in die Koordinierung und Umsetzung der humanitären Hilfe einbeziehen müssen.

Wir müssen sicherstellen können, dass die besonderen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen von Anfang an in dieser Notsituation berücksichtigt werden. Es ist unerlässlich, dass allen Menschen, die Sicherheit suchen, diese auch geboten bekommen. Das muss unabhängig von ihrer Ethnizität, ihrer Nationalität, ihrem Geschlecht und ihrer Religion ermöglicht werden. In Polen, wo seit letzter Woche mehr als 885.000 Flüchtlinge angekommen sind, bereitet IRC den Ausbau der Dienste zum Schutz von Frauen und Kindern vor. 

Lani Fortier, Direktorin für Notfalleinsätze bei International Rescue Committee, steht für Interviews zu den möglichen humanitären Auswirkungen der Eskalation in der Ukraine zur Verfügung und kann eine Einschätzung zu einem geplanten Nothilfeeinsatz von IRC geben. Lani Fortier leitet das IRC-Team in Polen, das einen möglichen Einsatz vorbereitet.

Für weitere Informationen, Statements und Interviews wenden Sie sich bitte an Alex Janecek unter [email protected] oder +49 176 46549445.