Als am 4. August eine heftige Explosion die Hauptstadt Libanons erschütterte, war die Wirtschaft des Landes bereits im freien Fall, die Corona-Pandemie strapazierte Pflegekräfte und Krankenhäuser und das Land versuchte, mit den Folgen der durch den Bürgerkrieg in Syrien hervorgerufenen humanitären Krise fertig zu werden. Die Menschen, die schon am meisten gelitten haben, leiden nun noch mehr.  

Das brauchen die Menschen in Beirut jetzt am dringendsten:  

Ein Zuhause für Familien 

Durch die Detonation haben viele Häuser weder Fenster und Türen, noch Wasser oder Elektrizität. Manche Gebäude sind einsturzgefährdet. Mehr als 300 000 Menschen sind aus ihrem Zuhause vertrieben worden, ein Drittel von ihnen sind Kinder. Ältere Menschen sind oftmals traumatisiert. Viele weigern sich, ihr zerstörtes Zuhause zu verlassen, schlafen zwischen Trümmern oder vor ihren Häusern und Wohnungen auf der Straße.   

Gebäude in Beirut, Libanon wurde vollkommen zerstört.
Etwa 300 000 Menschen wurden durch die Explosion aus ihren Häusern vertrieben.
Foto: Elias El Beam/IRC

  

Hilfe zur Traumabewältigung für Kinder  

Genaue Zahlen gibt es noch nicht, doch es wird davon ausgegangen, dass viele Kinder durch die Folgen der Explosion von ihren Familien getrennt wurden. Viele haben die Zerstörung ihres eigenen Zuhauses, den Tod von Familienmitgliedern und die Verwundung von ihnen nahestehenden Menschen mit ansehen müssen oder wurden selbst verletzt. Die psychische Belastung ist für sie alle groß. Sie brauchen nicht nur medizinische, sondern auch emotionale Unterstützung, um die traumatischen Erfahrungen, die sie gemacht haben, zu verarbeiten.

Schutz vor Gewalt für Frauen 

Tausende Frauen und Mädchen leben ungeschützt in ihren zerstörten Häusern, manche sind in eine Notunterkunft umgezogen oder leben unter einem gemeinschaftlichen Dach mit vielen anderen Menschen. Diese unsicheren Lebensbedingungen bringen Frauen und Mädchen in Gefahr:  Sie können leicht Opfer von sexualisierter Gewalt, Missbrauch oder Ausbeutung werden. Besonders in Krisenzeiten erhöht sich die Zahl solcher Fälle.    

Ein Auto ist nach der Explosion unter Schutt begraben.
Libanon steckte bereits in einer Krise, als die Detonation die Hauptstadt Beirut erschütterte.
Foto: Elias El Beam/IRC

  

Unterstützung für Gesundheitseinrichtungen  

Das Gesundheitssystem in Libanon war schon vor der Explosion überbelastet. Jetzt steht es kurz vor dem Zusammenbruch. Tausende Patient*innen, die Verbrennungen oder traumatische Verletzungen erlitten haben, müssen behandelt werden. Drei der Beiruter Krankenhäuser wurden von der Detonation zerstört, zwei schwer beschädigt. Die Mitarbeitenden eines Krankenhauses haben es geschafft, ein Notlazarett auf ihrem Parkplatz zu errichten. Doch die meisten Einrichtungen brauchen dringend medizinisches Material, um allen weiter helfen zu können.  

Schon vor der verheerenden Explosion waren die Krankenhäuser durch die Behandlung von Coronavirus-Patient*innen überlastet. Und jetzt steigen die Zahlen der registrierten COVID-19-Fälle wieder an. Über 300 neue Infektionen werden jeden Tag gemeldet. Dadurch, dass viele Menschen sich Notunterkünfte teilen müssen und Häuser keine funktionierenden Wasserleitungen haben, ist die Gefahr einer Ansteckung noch viel größer geworden.   

Viele Menschen stehen in Beirut vor der Notaufnahme
Schon vor der verheerenden Explosion waren die Krankenhäuser aufgrund der Behandlung von Coronavirus-Patient*innen überlastet.
Foto: Elias El Beam/IRC

 

Nahrungsmittel für Schutzbedürftige 

Die Explosion hat am Hafen von Beirut alle Getreidesilos und damit die dort lagernden Nahrungsmittelvorräte zerstört. Die Angst vor Hunger ist nun noch größer geworden. Nahrungsmittelmangel ist in Libanon schon seit langem ein Problem. Allein im letzten Jahr hat das libanesische Pfund über 80 % an Wert verloren. Zusätzlich haben die Wirtschaftskrise und die COVID-19-Pandemie es für die Menschen in Libanon zunehmend schwerer gemacht, für ihre Familie zu sorgen.  

Eine IRC Mitarbeiterin übergibt einer Geflüchteten in Libanon Bargeld.
IRC stellt syrischen Geflüchteten und besonders Gefährdeten in Beirut finanzielle Unterstützung zur Verfügung.
Foto: Jacob Russell/IRC

Laut einer von IRC durchgeführten Studie ist der Mangel an Nahrungsmitteln in 87 Prozent aller befragten Haushalte eine der größten Sorgen. Wenn ein Familienmitglied im Haushalt nur eingeschränkt zum Erwerb beitragen kann, dann sind es sogar 97 Prozent. Die meisten Familien in Beirut haben seit der Explosion kein Einkommen mehr.   

Laut Weltbank werden 45 Prozent der Bevölkerung in Libanon – das sind 1,7 Millionen Menschen – innerhalb der nächsten Monate von Armut bedroht sein.   

Versorgung von marginalisierten Gruppen   

Menschen, die kein richtiges Unterstützungsnetzwerk haben, wie zum Beispiel ältere Menschen oder Migrant*innen, sind besonders der Gefahr durch Gewalt, Ausbeutung und weiteren Abschottung ausgesetzt.   

IRC befürchtet, dass die Bedarfe besonders gefährdeter Menschen, einschließlich Geflüchteter, nicht erfüllt werden können, da die Stadt von den Folgen der Explosion überwältigt ist.

  

Wie hilft International Rescue Committee?  

IRC hat direkt nach der Katastrophe mit Nothilfemaßnahmen begonnen und stellt den Betroffenen sofort Bargeldleistungen und weitere wirtschaftliche Hilfen zur Verfügung. Zusätzlich leisten Mitarbeiter*innen psychologische Erstbetreuung, damit Betroffene sich schneller erholen können.  

Viele IRC-Partnerorganisationen, die in Beirut stationiert sind, gehörten zu den ersten Krisenreaktionskräften. IRC hat mit Bargeldleistungen vor allem Frauen und Kinder in Notunterkünften sowie Menschen mit Behinderungen und Kinder, deren Familienmitglieder verletzt wurden, unterstützt. 

Kinder in Krankenhäusern, die auf Nachricht von vermissten Familienmitgliedern warten, werden von IRC Mitarbeitenden psychologisch betreut. Eltern hilft IRC mit Bargeldleistungen, damit sie sich eine Unterkunft und Nahrung leisten können. 

Ein Geschäftsinhaber kniet vor seinem zerstörten Gebäude in Beirut
IRC hilft Unternehmer*innen und Inhaber*innen lokaler Geschäfte mit Bargeldleistungen, damit sie ihren Betrieb wiederaufbauen können.
Foto: Elias El Beam/IRC

IRC weitet den Einsatz in Beirut aus und beginnt, Betroffene einzustellen, damit diese zerstörte Gebäude wiederaufbauen können. Auch unterstützt IRC Unternehmer*innen und Inhaber*innen lokaler Geschäfte mit Bargeldleistungen, damit sie die Möglichkeit haben, die zerstörten Gebäude zu reparieren und Vorräte wieder aufzufüllen. Falls Geschäfte komplett zerstört sind, bekommen die Betroffenen bis zu drei Monaten finanzielle Unterstützung von IRC.  

IRC arbeitet seit 2012 in Libanon und unterstützt sowohl syrische Geflüchtete als auch besonders gefährdete Libanes*innen. Im Jahr 2019 konnte über 89.000 Menschen in Libanon mit Angeboten im Bereich Bildung, wirtschaftlicher Wiederaufbau und wirtschaftliche Entwicklung sowie Schutz für Frauen und Kinder geholfen werden.

Spenden sie, um Familien in Libanon jetzt zu helfen.