Das Refugee Olympic Team wird wieder an den Spielen teilnehmen, die in diesem Sommer vom 23. Juli bis 8. August 2021 in Tokio, Japan, stattfinden.

Es ist das zweite Mal, dass das Refugee Olympic Team an den Spielen teilnimmt. Das erste Mal waren sie es beiden Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro, Brasilien, im Jahr 2016 dabei. Die Größe des Teams hat sich seit 2016 von 10 auf 29 Mitglieder fast verdreifacht und umfasst Athlet*innen aus 11 Ländern, die in 13 Aufnahmeländern leben und trainieren. Unter anderem sind auch sieben in Deutschland lebende Geflüchtete mit dabei. In diesem Jahr gibt es auch zum ersten Mal eine paralympisches Team von Geflüchteten.

Warum gibt es ein Refugee Olympic Team?

Im Jahr 2015 sind 65 Millionen Menschen aufgrund von Konflikten oder Naturkatastrophen aus ihrer Heimat vertrieben worden. Mehr als eine Millionen Menschen kam in Europa an, die vor Kriegen im Nahen Osten, in Afrika und Zentralasien geflohen waren.

Im selben Sommer richtete das International Olympic Committee (IOC) einen Notfallfonds für Geflüchtete ein: 1,6 Millionen Euro wurden gespendet, um internationalen Hilfsorganisationen bei der Integration von Geflüchteten in den Sport zu helfen. 2015 gab das IOC auch bekannt, dass es Geflüchtetensportler*innen zur Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro einladen würde.

Die Gründung des Refugee Olympic Teams war ein Zeichen der Hoffnung und der Integration für Millionen Geflüchtete weltweit. Die 10 Sportler*innen, die in Rio de Janeiro antraten, kamen aus Syrien, dem Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo und Äthiopien.

Nach dem Erfolg des Teams von 2016 beschloss das IOC, ein Refugee Olympic Team für die Spiele 2020 in Tokio zu melden (die wegen der COVID-19 Pandemie um ein Jahr verschoben wurden).

Wer tritt für das Refugee Olympic Team an? Woher kommen sie? 

Die Athlet*innen werden aus Geflüchteten ausgewählt, die vom IOC im Rahmen des Programms „Olympic Scholarships for Refugee Athletes" unterstützt werden. 

Die 29 Athlet*innen kommen aus Syrien, der Demokratischen Republik Kongo, Südsudan, Eritrea, Venezuela, Iran, Afghanistan und Kamerun. Viele dieser Länder befinden sich inmitten von Konflikten oder Bürgerkriegen, so dass es für die Olympionik*innen zu gefährlich ist, zurückzukehren. 

Das Team vertritt 12 Sportarten, darunter Leichtathletik, Badminton, Boxen, Kanufahren, Radfahren, Judo, Karate, Taekwondo, Schießsport, Schwimmen, Gewichtheben und Ringen.

Die Sportler*innen:

Yusra Mardini - Schwimmen

Ein Jahr vor ihrer Teilnahme an den Spielen in Rio, als sie im Schwimmen die Kategorie 100 m Schmetterling gewann, musste die syrische Schwimmerin Yusra Mardini um ihr Leben schwimmen. Sie und ihre Schwester schwammen drei Stunden lang, um ihr sinkendes Boot - in dem sich auch andere Geflüchtete befanden, die versuchten, Europa zu erreichen - in die Sicherheit ans griechische Festland zu bringen. Diesen Sommer wird sie zum zweiten Mal mit dem Refugee Olympic Team an den Olympischen Spielen teilnehmen.

Die 22-jährige Yusra, die in Deutschland lebt, ist bereit für Tokio 2020. „Mein Traum ist es, dass die Welt in Frieden lebt und es keine Geflüchtete mehr gibt", sagt sie gegenüber eurosport. „Dass diese Kriege aufhören und dass wir alle auf der Welt gleichberechtigt sind und friedlich und in Harmonie leben. Ich weiß, es ist schwer, aber das ist mein Traum."

Cyrille Tchatchet II - Gewichtheben

Cyrille Tchatche II lebt in Großbritannien. Er wird im Gewichtheben antreten. Er ist nicht nur Olympionike, sondern auch ausgebildeter Krankenpfleger, der während der Pandemie für das britische Gesundheitssystem gearbeitet hat. „Es ist mir eine Ehre, nicht nur die Geflüchteten, sondern auch alle etwa 80 Millionen Vertriebenen in der Welt zu vertreten", sagte er der Middlesex University. 

Cyrille kam zunächst nach Großbritannien, um an den Commonwealth Games 2014 in Glasgow teilzunehmen, doch als er merkte, dass es nicht sicher war, nach Kamerun zurückzukehren, floh er aus dem Mannschaftslager. Er wurde in Brighton in Polizeigewahrsam genommen und währenddessen begann sein Asylverfahren. Nachdem er in Birmingham untergebracht war, begann Cyrille wieder mit dem Gewichtheben in seinem örtlichen Verein. Es dauerte nicht lange, bis er an britischen Regionalmeisterschaften teilnahm und später britischer Meister in der Klasse bis 94 kg und 96 kg wurde. 

Anjelina Nadai Lohalith - Leichtathletik

Die südsudanesische Leichtathletin Anjelina Nadai Lohalith nahm in Rio 2016 am 1.500-Meter-Lauf teil und vertrat auch das erste Refugee Olympic Team.

Im Alter von nur 8 Jahren floh Anjelina mit ihrer Tante vor dem Konflikt im Südsudan und ließ sich im kenianischen Flüchtlingslager Kakuma nieder, einer der größten Flüchtlingssiedlungen der Welt. Ihre Eltern, die sich noch im Sudan befinden, hat sie seit ihrer Flucht nicht mehr gesehen. Die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung mit ihrer Familie motiviert sie zum Erfolg. „Wenn ich es weit bringe und Erfolg habe, dann ist mein Traum, meinen Eltern zu helfen", sagte sie.

Hamoon Derafshipour - Karate

Karate-Star Hamoon Derafshipour gewann bei den Weltmeisterschaften 2018 Bronze, als er sein Heimatland Iran vertrat. Doch ein Jahr später flohener und seine Frau Samira Malekipour nach Kanada, damit Samira, die ehemalige Trainerin des iranischen Frauen-Karate-Teams, ihn im Vorfeld der Spiele in Tokio 2020 trainieren konnte. 

„Ich wollte, dass meine Frau meine Trainerin ist, was zu Hause aufgrund der bestehenden Regeln nicht möglich war", sagte Hamoon gegenüber The Record.com. Hamoon sagt, Samira sei der Schlüssel zu seinem Erfolg, und sie haben große Ziele für die Spiele in Tokio. „Wir wollen zu den Olympischen Spielen fahren, um Erfolge zu erzielen und Medaillen zu gewinnen."

Das Olympia-Team der Geflüchteten für Tokio 2020

Alle Sportler*innen genauer kennenlernen auf der offizielen Seite der Olympischen Spiele.

Warum ist das Refugee Olympic Team so wichtig? 

Heute sind so viele Menschen auf der Flucht, wie während des 2. Weltkrieg: über 82 Millionen Menschen weltweit. Das Refugee Olympic Team sendet eine starke Botschaft der Solidarität und Hoffnung. Das Team zeigt das unglaubliche Talent von Menschen, die schon so viel durchgemacht haben. 

Seid dabei, wenn wir das Refugee Olympic Team bei den diesjährigen Olympischen Spielen in Tokio anfeuern.