Im Vorfeld des Jemen-Treffens bei der UN-Generalversammlung am Mittwoch ruft International Rescue Committee (IRC) Staats- und Regierungschef*innen dazu auf, sich der verheerenden humanitären Situation in Jemen zu stellen, die sich durch unzureichende Finanzierung weiter verschlimmert. Der Hilfsplan ist nur zur Hälfte finanziert, aber 80 % der jemenitischen Bevölkerung sind auf Unterstützung angewiesen. Millionen von Menschenleben stehen auf dem Spiel.

Tamuna Sabadze, IRC-Landesdirektorin Jemen:

„Die Wirtschaftskrise und der Mangel an grundlegender Versorgung haben bereits zu ersten Demonstrationen und zu größerer Unsicherheit in Südjemen geführt. Das Land wird es nicht verkraften, wenn noch mehr lebensrettende Dienste aufgrund fehlender Mittel eingestellt werden müssen. 15 Millionen Jemenit*innen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser oder Sanitäranlagen, da nur 10% der entsprechenden Programme finanziert sind. Dabei ist sauberes Wasser heute wichtiger denn je, um den Ausbruch von COVID-19 und anderen Krankheiten wie Cholera zu verhindern, die das ohnehin schon schwache jemenitische Gesundheitssystem in Mitleidenschaft gezogen haben.“

„Der Gesundheitssektor ist zu weniger als 14 % finanziert – 20 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Gesundheitsleistungen. Die Hälfte der Kinder unter 5 Jahren leidet an akuter Unterernährung, fast 400.000 von ihnen an schwerer akuter Unterernährung. Die Hungersnot könnte sich durch die drohende Unterfinanzierung für alle weiter verschärfen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung (über 16 Millionen) ist von Nahrungsmittelknappheit betroffen. Dem Ernährungssektor fehlen in diesem Jahr immer noch 60 % der Mittel, um den Bedarf zu decken.“

„Mehr als 7 Millionen Menschen benötigen Unterkünfte und Güter zur Grundversorgung. Weniger als 800.000 Jemenit*innen haben diese wichtige Unterstützung erhalten, da nur 9 % der erforderlichen Mittel bereitgestellt wurden. Für den Bildungssektor steht nur ein Drittel der benötigten Mittel zur Verfügung, während 8 Millionen Kinder auf Bildungsunterstützung angewiesen sind.“

„Aber Hilfe ist nicht das Einzige, was die Menschen in Jemen benötigen. Sie brauchen vor allem einen Waffenstillstand, ein Ende der Angriffe auf die Zivilbevölkerung, ein Ende der Blockade von Hilfslieferungen und einen politischen Prozess, der zu nachhaltigem Frieden beiträgt und den tödlichen Kreislauf der Krise in Jemen durchbricht. IRC fordert die Geber dringend auf, Hilfsgelder an humanitäre Akteure vor Ort zu vergeben, die tatsächlich in der Lage und bereit sind, Hilfe und Dienstleistungen zu erbringen.“

IRC ist seit 2012 in Jemen tätig und hat den Umfang der Hilfsmaßnahmen 2015 rasch ausgeweitet, um den durch den Konflikt verursachten größeren Bedarf an humanitärer Hilfe zu decken. Obwohl der anhaltende Konflikt Herausforderungen schafft, hat IRC den Zugang zu den betroffenen Menschen aufrechterhalten und stellt weiterhin lebensrettende Dienste zur Verfügung – darunter die Behandlung von Unterernährung, Gesundheitsdienste, Wasser- und Sanitärversorgung, Bargeldleistungen sowie Case-Management-Angebote und Bildungsprogramme.

Mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amts setzt IRC beispielsweise ein Projekt um in der Hafenstadt Hodeida, an der jemenitischen Westküste. Dies beinhaltet den Zugang zu Basisgesundheitsdiensten, Ernährungsprogramme für unterernährte Kinder und Jugendliche sowie Schutz- und Behandlungsangebote für Frauen und Mädchen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind.