Für Pakistan sind weiterhin schwere Regenfälle vorhergesagt. IRC warnt vor zu erwartenden wirtschaftlichen Verlusten, die wahrscheinlich zu Ernährungsunsicherheit und einer Zunahme der Gewalt gegen Frauen führen. Die humanitäre Hilfe muss in vollem Umfang finanziert werden, um das Ausmaß der Folgen zu mildern.

In Pakistan wird aufgrund der Zerstörungen durch die Überschwemmungen ein wirtschaftlicher Verlust in Höhe von 12,5 Mrd. US-Dollar prognostiziert. Die Inflation wird bis zum Ende dieses Steuerjahres voraussichtlich einen Rekordwert von 30% erreichen. 

Die Gemeinden verlieren durch die schlimmsten Überschwemmungen seit Jahrzehnten alles: In den letzten Wochen stand mehr als ein Drittel Pakistans unter Wasser, über 3,6 Millionen Hektar Ernten sind  zerstört und über 750.000 Stück Vieh getötet. Wirtschaftsexpert*innen gehen davon aus, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. Das volle Ausmaß der Schäden und Verluste ist wahrscheinlich noch viel höher. 

Shabnam Baloch, IRC-Landesdirektorin für Pakistan, kommentiert:

Der verheerende Schaden für Pakistan darf nicht unterschätzt werden. Landwirtschaft und Viehzucht sind die einzigen Einkommensquellen für Gemeinden im ganzen Land, und Millionen von Familien laufen Gefahr, bei schrumpfendem Bruttoinlandsprodukt allein auf humanitäre Hilfe angewiesen zu sein. 

In ganzen Land herrscht ein Gefühl der Verzweiflung. In nächster Zeit werden die Familien wahrscheinlich hungern, da es keine Arbeitsplätze mehr gibt und sie sich keine Lebensmittel leisten können. Inzwischen wissen wir, dass Frauen und Mädchen in Krisenzeiten einem erhöhten Risiko von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt sind. Vor allem weil der Druck auf die Haushalte steigt, ein Einkommen zu erzielen und Lebensmittel und lebenswichtige Haushaltsgüter zu beschaffen. Die Teams von IRC und Partnern vor Ort in den Provinzen Sindh, Belutschistan und Khyber Pakhtunkhwa sind beunruhigt über die zunehmende Anzahl an Berichten über sexuelle Belästigung und Übergriffe. 

Der Verlust von Ackerland und Landwirtschaft wird in den kommenden Monaten und Jahren zu spüren sein. Die humanitäre Hilfe muss in vollem Umfang weiter finanziert werden, damit die Menschen in Pakistan die besten Chancen haben, ihr Leben wieder aufzubauen."

Nach den jüngsten Bedarfsermittlungen von IRC und Partnerorganisationen benötigen die Menschen dringend Nahrungsmittel, Trinkwasser, Unterkünfte, medizinische Versorgung und Hygieneartike. Alle befragten Personen gaben an, dass Frauen und Mädchen keinen Zugang zu Menstruationsartikeln haben. Da die Wirtschaft des Landes gefährdet ist und die Arbeitsplätze und Einkommen der Menschen betroffen sind, übernehmen humanitäre Organisationen wie IRC die Aufgabe, lebenswichtige Güter zu liefern. Bislang hat IRC fast 29.000 Frauen und Mädchen versorgt, darunter mit Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln.

IRC-Teams leisten seit Anfang Juli in den Provinzen Belutschistan und Khyber Pakhtunkhwa lebensrettende Hilfe für die von den Überschwemmungen betroffenen Gemeinden und hat bisher mehr als 45.000 Menschen mit Non-Food-Soforthilfe, Hygiene- und Hygieneartikeln, Lebensmittelkörben und der Einrichtung von medizinischen Lagern und sicheren Räumen erreicht. Gemeinsame mit Partnerorganisationen beobachtet IRC weiter die Lage vor Ort, um den Bedarf an humanitärer Hilfe genau zu ermitteln.