International Rescue Committee (IRC) ist zutiefst besorgt über die Gesundheit von rund 600 Geflüchteten auf Lesbos, die aus dem städtischen Lager Kara Tepe, einem sicheren Ort für Asylsuchende mit besonderen Schutzbedürfnissen, in das neu errichtete Mavrovouni-Lager verlegt werden. Das Mavrovouni-Lager wurde als Notfallmaßnahme zur Unterbringung von Geflüchteten gebaut, die durch den Brand in Moria im vergangenen Jahr vertrieben wurden.

In den frühen Morgenstunden des Samstags begannen die Behörden mit der Verlegung von Familien, Schwangeren, Menschen mit Seh-, Hör- oder Sprachbeeinträchtigungen und Menschen mit Behinderungen in einen Bereich des sogenannten Moria-2.0-Lagers, in dem es an Unterkünften, Strom und fließendem Wasser fehlt. Dies ist gerade jetzt besonders alarmierend, da die COVID-19-Pandemie eine Aufrechterhaltung von Hygieneeinrichtungen stärker denn je erfordert.

Seit 2015 arbeitet IRC in Kara Tepe, um sichere und menschenwürdige Bedingungen für die Asylsuchenden zu schaffen. Hier konnten Kinder zumindest auf einem Spielplatz spielen, in den Kindergarten gehen und den Unterricht in dafür vorgesehenen Containern besuchen.

Dimitra Kalogeropolou, IRC-Direktorin Griechenland, sagt:

„Dass Menschen aus Kara Tepe in das neue Mavrovouni-Lager auf Lesbos verlegt werden, ist extrem beunruhigend. Die Bedingungen in diesem neuen Lager, das nach dem Brand in Moria im letzten Jahr nur eine vorübergehende Lösung sein sollte, sind nach wie vor mangelhaft. Sie stellen eine Gefahr dar, gerade für besonders schutzbedürftige Menschen wie jene in Kara Tepe. Zu den Hauptproblemen gehören eine unzuverlässige Stromversorgung, das Fehlen von Toiletten für Rollstuhlfahrer, lange Wartezeiten für Essen und das Leben in Zelten.

Obwohl mit der Schließung von Kara Tepe zu rechnen war, ist es nun ein Rückschlag für die Asylsuchenden, die an Europas Küsten ankommen – für deren  Wohlergehen und Würde. Nach der Schließung der unabhängig geführten Unterkunft PIKPA im vergangenen Oktober und der bevorstehenden Schließung der ESTIA-Unterkunft im November 2021 werden die Asylsuchenden auf Lesbos keine andere Wahl haben, als unter entsetzlichen Bedingungen in Zelten zu leben. Wieder einmal versagen Griechenland und die EU, menschenwürdige Aufnahmebedingungen zu schaffen. IRC fordert die griechischen Behörden auf, sichere und menschenwürdige Unterkünfte für alle zu gewährleisten und sicherzustellen, dass extrem schutzbedürftige Menschen Zugang zu einer Unterkunft haben, die ihre Gesundheit nicht gefährdet.“

IRC in Griechenland 
IRC begann seine Arbeit in Griechenland im Jahr 2015 als Reaktion auf den Höhepunkt der Migration in Europa. Was als Nothilfe auf der Insel Lesbos begann, weitete sich schnell auf Thessaloniki und auf Lager auf dem Festland aus. Derzeit ist IRC in Lesbos, Chios, Samos und Athen tätig.  

Zu den Programmen auf Lesbos gehört die Unterstützung des städtischen Lagers Kara Tepe, wo IRC-Teams in der Verwaltung des Geländes unterstützen, die Wasserver- und Abwasserentsorgung sicherstellen sowie die Bewohner mit lebenswichtigen Gütern und Transportmitteln versorgen.