Trotz des angekündigten Waffenstillstands nehmen die Luftangriffe und Kämpfe in Jemen wieder zu. Dies gefährdet die Bemühungen, die Ausbreitung der COVID-19-Pandemie einzudämmen. Angesichts weiterer humanitärer Notlagen in Jemen wie Hunger und Unterernährung, Überschwemmungen und die Gefahr eines erneuten großflächigen Ausbruchs einer Cholera-Epidemie, fordert International Rescue Committee alle Kriegsparteien dazu auf, sich zu einem landesweiten Waffenstillstand zu verpflichten und Hilfsorganisationen ihre Arbeit zu ermöglichen.

„Angesichts der Zunahme gewaltsamer Kämpfe sowie der Ausbreitung von COVID-19 steht Jemen am Rande einer Katastrophe“, erklärt Tamuna Sabadse, IRC-Landesdirektorin in Jemen. „Ein Waffenstillstand bedeutet eigentlich, dass Kampfhandlungen beendet werden. Doch hier sehen wir gerade das Gegenteil: Wir beobachten eine Zunahme der Luftangriffe in Jemen. Dass stellt die Bemühungen, die humanitäre Lage zu verbessern und die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen, ernsthaft in Frage. In der vergangenen Woche haben die Kämpfe zwischen der von Saudi Arabien geführten Koalition und den Houthis um 30 Prozent zugenommen. Dabei wurden auch zivile Standorte getroffen. Und nun könnte auch noch der Selbstherrschaftsanspruch des sogenannten südlichen Übergangsrats (STC) zu noch mehr Instabilität führen und eine koordinierte und wirksame Eindämmung der Coronavirus-Pandemie verhindern.“

In einem kürzlich veröffentlichen Bericht warnt IRC vor alarmierenden Auswirkungen, die COVID-19 auf fragile Staaten wie den Jemen haben könnte, wenn nicht sofort gehandelt wird.

„In Krisenregionen wie Jemen hat COVID-19 das Potenzial eine doppelte Katastrophe herbeizuführen. Uns verbleibt nur noch wenig Zeit, diese abzuwenden,“ sagt Ralph Achenbach, Geschäftsführer von IRC in Deutschland. „IRC ist seit 2012 in Jemen präsent und kann aufgrund seiner guten vorhandenen Strukturen schnell und effektiv notwendige Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie umsetzen. Dazu benötigen wir neben ausreichend finanziellen Mitteln auch einen sicheren Zugang zu den betroffenen Bevölkerungsgruppen. Deshalb müssen die internationale Gemeinschaft und besonders auch Deutschland verstärkt ihren Einfluss nutzen, um die Gewalteskalation zu stoppen, die Kriegsparteien zurück an den Verhandlungstisch zu bringen und so Voraussetzungen zu schaffen, damit besonders schutzbedürftige Menschen überlebensnotwendige Unterstützung erhalten."

IRC ist inzwischen eine der wenigen internationalen Hilfsorganisationen, die in Jemen noch präsent sind. Seit Beginn des Krieges vor fünf Jahren hat IRC seine Arbeit verstärkt, um humanitäre Notlagen zu lindern – unter anderem auch mit Unterstützung deutscher Geber. So fördert das Auswärtige Amt Projekte im Bereich Gesundheitsfürsorge sowie Schutz und Stärkung von Frauen und Kindern. IRC hat 475 Mitarbeiter*innen sowie 740 weitere Helfer*innen im Land. Jüngst hat IRC auch die Bemühungen verstärkt, um die am stärksten gefährdeten Menschen trotz COVID-19 Beschränkungen weiterhin mit lebensrettender Hilfe zu unterstützen und die Ausbreitung der Pandemie in Jemen einzudämmen.

Weitere Informationen zu Auswirkungen von COVID-19 in Jemen finden Sie auch hier.