Das Verbot der De-facto-Behörden für Mitarbeiterinnen in Nichtregierungsorganisationen in Afghanistan kommt zu einem gefährlichen Zeitpunkt. Der Winter bricht über eine Bevölkerung herein, deren Widerstandsfähigkeit durch jahrzehntelange Konflikte und einen wirtschaftlichen Zusammenbruch geschwächt ist. 

Dass Frauen im humanitären Sektor in Afghanistan und in allen Kontexten, in denen IRC arbeitet, beschäftigt werden, ist eine operative Notwendigkeit. Ob IRC die bedürftigsten Menschen erreichen und in den am schwersten zugänglichen Gebieten helfen kann, ist untrennbar mit unserem Personal verbunden. 82% der von Frauen geführten Haushalte in Afghanistan sind von Ernährungsunsicherheit betroffen - 32% mehr als die von Männern geführten Haushalte. Ohne Mitarbeiterinnen auf allen Hierarchieebenen und in allen Sektoren können wir keine prinzipientreue, bedarfsgerechte Hilfe und keine Programmarbeit in großem Umfang für die von der Krise am stärksten betroffenen Menschen leisten. Die Herausforderungen gelten für alle Arbeitsbereiche der humanitären Hilfe.

Unter diesen Umständen können wir unsere Arbeit in Afghanistan nicht weiterführen. Deswegen haben wir unsere Programmarbeit in Afghanistan pausiert. Im letzten Jahr haben wir über sechs Millionen Afghan*innen unterstützt: Mit jedem Tag, an dem IRC Programmarbeit nicht durchgeführt wird, geraten Zehntausende von bedürftigen Afghan*innen in noch größerer Not.  

IRC ist entschlossen und steht bereit, die Programmarbeit wieder aufzunehmen, sobald das Verbot zurückgenommen wird und Frauen (ohne Einschränkungen) arbeiten können. In der Zwischenzeit verhandelt IRC, um die Erlaubnis der De-facto-Behörden, um unnötiges Leid und den Verlust von Menschenleben zu vermeiden. IRC-Mitarbeiter*innen werden ihre Arbeit wieder aufnehmen, sobald die Arbeitsgenehmigungen für weibliches Personal erteilt werden und ihre Sicherheit gewährleistet ist. 

Daher fordert IRC die UN nachdrücklich auf, die De-facto-Behörden auf praktische und koordinierte Weise einzubinden. Wir müssen sicherstellen, dass Mitarbeiterinnen sicher und effektiv arbeiten können und alle Afghan*innen Zugang zu der lebensrettenden humanitären Hilfe haben, die sie dringend benötigen und auf die sie ein Recht haben. 

Seit Jahrzehnten arbeitet IRC in Ländern und Krisenkontexten auf der ganzen Welt, in denen verschiedene Formen des islamischen Rechts befolgt werden- unter anderem seit 1988 in Afghanistan. Allen IRC-Mitarbeiter*innen wird ein sicheres und respektvolles Arbeitsumfeld geboten. 99% der 8.000 IRC-Mitarbeiter*innen sind Afghan*innen, die in ihren eigenen Gemeinschaften unter voller Achtung und Einhaltung der örtlichen Gesetze und kulturellen und gesellschaftlichen Normen arbeiten, um alle bedürftigen Bevölkerungsgruppen zu erreichen. 

IRC ist seit 1988 in Afghanistan tätig. Heute arbeitet IRC in tausenden Dörfern in zwölf Provinzen, wobei 40% des Personals Frauen sind. IRC bietet sichere Lernorte in ländlichen Gebieten, gemeindebasierte Bildung für Mädchen und Jungen, und Bargeldhilfe für binnenvertriebene Familien, um Lebensmittel, sauberes Wasser, Hygieneprodukte und anderes zu kaufen. IRC hilft den Menschen, Unternehmen zu gründen, Arbeitsplätze zu finden und Einkommen zu erzielen.