Die schreckliche und unablässige Gewalt in Idlib ist eine Qual für alle – vor allem für Kinder“, berichtet Rehana Zawar, Landesdirektorin des International Rescue Committee für Nordwestsyrien. Eine kürzlich unter bis zu 250 geflüchteten Eltern und Betreuern durchgeführte Befragung hat ergeben, dass die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Syrien besonders gravierende Auswirkungen auf Kinder haben:

„Albträume, Weinen, aggressives Verhalten oder Isolation sind Anzeichen und Symptome dafür, dass diese Kinder schwer traumatisiert sind“, erklärt Rehana Zawar. „Viele sind mit ihren Familien bereits mehrfach vertrieben worden. Sie haben miterlebt, wie ihre Häuser zerstört wurden, wie Familienmitglieder getötet wurden. Viele haben schwere Verletzungen erlitten, die sie für den Rest ihres Lebens zeichnen werden. Obwohl Kinder widerstandsfähig und oft in der Lage sind, sich von solchen traumatischen Erfahrungen zu erholen, brauchen sie dafür besondere Unterstützung – sonst kann die Entwicklung dieser Kinder langfristig Schaden nehmen.“

Ein Vater erzählte Mitarbeitern des International Rescue Committees von seinen Erfahrungen: Eine Rakete schlug in sein Haus ein – sein vierjähriger Sohn stand nur wenige Meter davon entfernt.

„Jedes Mal wenn mein Jüngster jetzt ein Flugzeug hört, rennt er ins Haus und versteckt sich unter Kissen. Als die Rakete unser Haus traf, war er nur vier Meter davon entfernt. Gott sei Dank schlug sie ins Leere und die Mauer war stabil. Aber seitdem hat er Angst. Immer wenn er Flugzeuge hörte, rannte er dann in den Keller. Gestern sah er wieder einen Hubschrauber. Er schrie. Er wollte in unser altes Haus zurück, um sich dort im Keller zu verstecken.“

Trotz dringender und wiederholter Aufrufe zu einem Waffenstillstand, wird in Idlib immer noch gekämpft. Mindestens 70 Menschen wurden in der vergangenen Woche getötet. Dutzend weitere wurden verletzt. Seit dem 1. Dezember 2019 wurden fast eine Million Menschen zur Flucht gezwungen – darunter auch 40 Mitarbeiter des International Rescue Committees. Orte, die einst als sicher galten, sind zur Zielscheibe geworden. Es heißt, mindestens 35 Menschen sind ums Leben gekommen, als ihre Notunterkunft – eine alte Scheune – bombardiert wurde. „Die unmittelbare Zukunft der Hunderttausenden Geflüchteten sieht düster aus“, sagt Rehana Zawar. „Mindestens sieben Kinder sind schon erfroren. Immer noch leben rund 17.000 Menschen im Freien.“ Die Situation sei dramatisch, erklärt die Landesdirektorin für Nordwestsyrien. Mehr als eine halbe Million der seit Dezember Vertriebenen seien Kinder: „Die Menschen verlieren ihre Hoffnung.“