Konflikte, wirtschaftliche Schocks und der Klimawandel führen seit Jahren zu Massenvertreibungen in der zentralen Sahelzone. Zwischen 2015 und 2022 hat sich die Zahl der Menschen, die Nahrungsmittelnothilfe benötigen, fast vervierfacht - von 7 auf über 30 Millionen. Die Zahl der Menschen, die von extremer Hungersnot betroffen sind, dürfte bis Juni dieses Jahres auf über 40 Millionen ansteigen. Daher besteht dringender Handlungsbedarf, um weiteres Leid abzuwenden.

Die Landesdirektor*innen von International Rescue Committee (IRC) aus der zentralen Sahelzone reisen in die europäischen Hauptstädte, darunter Berlin, Brüssel, London, Stockholm, und Paris. Hauptziel des Besuchs ist es, Aufmerksamkeit zu schaffen für die Rekordzahl von Menschen die in Mali, Niger und Burkina Faso von extremer Hungersnot betroffen sind, und um Unterstützung zu werben. IRC möchte Geber*innen aus erster Hand informieren über die Herausforderungen, mit denen die von Konflikten und dem Klimawandel betroffenen Menschen in der Sahelzone konfrontiert sind.

Hannah Gibbin, Regionaldirektorin für Westafrika bei IRC, sagt:

"Wir müssen aufmerksam machen auf die harten Bedingungen, denen Millionen in der zentralen Sahelzone ausgesetzt sind. Die Mittel zur Bewältigung der katastrophalen Lage in der Region, die durch jahrelange Unsicherheit und Konflikte verursacht wurde, müssen aufgestockt werden. Die Krise hat einen kritischen Punkt erreicht. Wir müssen die Menschen unterstützen, die unter extremem Hunger und Not leiden. Die Bevölkerung in der Sahelzone wird mindestens zwei Jahre brauchen, um sich von der anhaltenden Hungerkrise zu erholen. Und wenn nichts unternommen wird, wird der Bedarf weiter steigen. Schon jetzt sind Millionen von Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen, wobei Frauen und Kinder die Hauptlast der Krise tragen. Wir können es uns nicht leisten, die Situation zu ignorieren oder Hilfsgelder aus der Region abzuziehen."

Franck Vannetelle, Landesdirektor für Mali bei IRC, kommentiert:

"Mehr als 7,5 Millionen Menschen in Mali sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Sanktionen gegen die Militärregierung haben den Zugang zu den sozialen Diensten stark beeinträchtigt. Solche Diensten sind von der Krise betroffene Bevölkerung im ganzen Land dringend benötigt. Die Lebensgrundlagen der schwächsten Haushalte in der Region sind durch schlechte Ernten und den fehlenden Zugang zu den Märkten aufgrund der anhaltenden Unsicherheit ohnehin bereits stark eingeschränkt. Wir müssen mit den Geber*innen von Entwicklungsgeldern zusammenarbeiten, um die Probleme der Bevölkerung beim Zugang zu sozialen Diensten und humanitären Hilfsprogrammen zu lösen.”

Paolo Cernuschi, Länderdirektor für Niger bei IRC, ergänzt:

"Jahr für Jahr zwingen Konflikte und Unsicherheit, verschärft durch Klimaschocks und schlechten Zugang zu sozialen Grunddiensten, eine Rekordzahl von Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat. Wenn wir nicht eingreifen, werden in den kommenden Monaten weitere Millionen Menschen von einer schweren Nahrungsmittel- und Ernährungsunsicherheit betroffen sein. Angesichts des eingeschränkten Zugangs zu landwirtschaftlichen Flächen für Menschen in unsicheren Gebieten in der Sahelzone und der begrenzten Verfügbarkeit von Saatgut wächst unsere Sorge für die nächste Anbausaison.”

Alain Cavenaile, Landesdirektor für Burkina Faso bei IRC, sagt:

"Die Vertreibung der Bevölkerung in Burkina Faso im Zusammenhang mit der Sicherheitslage ist nach wie vor erheblich. Es gibt fast 2 Millionen Binnenvertriebene, wobei über 90% von ihnen keinen Zugang zu Land für die laufende Pflanzsaison haben. Die Situation hat die Preise auf den meisten Märkten bereits in die Höhe getrieben, wobei die Preise für die wichtigsten Getreidesorten im Februar bereits um 33% angestiegen sind im Vergleich zum Vorjahr. Die Ukrainekrise droht die Lebensmittelpreise noch weiter in die Höhe zu treiben, so dass noch mehr Menschen nicht in der Lage sein werden, ihren Grundbedarf an Nahrungsmitteln zu decken."

IRC ist seit 2012 in der zentralen Sahelzone tätig und erreicht Gemeinden in Mali, Niger und Burkina Faso durch Programmarbeit in den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Bildung, Gesundheitsversorgung, wirtschaftliche Existenzgrundlagen, Krisenreaktionsmechanismen, Nothilfe und Schutz.

 

Hinweise für die Redaktion:
Die IRC-Länderdirektoren für Mali, Niger und Burkina Faso und die stellvertretende IRC-Regionaldirektorin für Westafrika stehen vor, während und nach ihrer Reise in die europäischen Hauptstädte für Interviews zur Verfügung. 

Die deutsche G7-Präsidentschaft bietet die Gelegenheit, Aufmerksamkeit für die Konditionen in der zentralen Sahelzone aufzurufen. Ralph Achenbach, Geschäftsführer IRC Deutschland, war vom 3. bis zum 6. April in Burkina Faso. Er steht für Interviews (auf Deutsch oder Englisch) zu den Auswirkung der Ukrainekrise auf Burkina Faso und der Sahelzone sowie politischen Forderungen an die Bundesregierung bezüglich humanitäre Hilfe in der Region. Er kann auch eine Einschätzung zur laufende Programmarbeit von IRC in Burkina Faso und in Nachbarländern geben. Von 2005 bis 2015 leitete er Integrationsprojekte für Geflüchtete in einer der größten IRC-Niederlassungen in den Vereinigten Staaten. Seit 2016 ist er Geschäftsführer von IRC Deutschland.