International Rescue Committee (IRC) warnt vor unentdeckten und damit auch unkontrollierten COVID-19-Ausbrüchen in Ländern, in denen keine oder nicht ausreichende Testmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Eine jüngste Datenanalyse von IRC zeigt erhebliche Defizite in vielen von Konflikten betroffenen Ländern: Am wenigstens wurde dabei in Jemen getestet. Hier wurden auf eine Million Einwohner bislang nur 31 Tests durchgeführt. In Nordost-Syrien sind es 59, in Tschad 105, in Nigeria 165 und in Mali lediglich 173 Tests pro eine Million Einwohner. In Deutschland wurden vom Robert Koch Institut (RKI) bislang 43.261 Tests pro eine Million Einwohner registriert.

Diese Daten lassen darauf schließen, dass COVID-19-Infektionen in krisenbetroffenen Ländern unzureichend erkannt werden. Dies macht die notwendige Kontaktverfolgung, Isolierung und Behandlung von positiven Fällen zur Kontrolle eines Ausbruchs nahezu unmöglich. Besonders besorgniserregend dabei: In vielen IRC-Einsatzländern, gibt es eine besonders hohe Positivrate von COVID-19-Tests. In Somalia sind 45 Prozent der Tests positiv, in Afghanistan 30, in Tschad über 29, in Mexiko immerhin fast 29 und in Mali 25 Prozent. In Deutschland liegt die Rate der positiven Tests bei 6 Prozent.

Zwar haben etliche Länder frühzeitig auf die Pandemie reagiert und Maßnahmen zur Eindämmung von Infektionen ergriffen, darunter Jordanien, Thailand, Äthiopien und Uganda. In Ländern wie El Salvador, Nigeria, Jemen, Afghanistan und Mexiko gibt ein deutlicher Anstieg der Infektionszahlen in der vergangenen Woche jedoch Anlass zu großer Sorge.

Dazu David Miliband, Präsident und CEO von International Rescue Committee:

„Diese Pandemie wird nur überwunden, wenn sie weltweit unter Kontrolle gebracht werden kann.  Von Krisen und Konflikten betroffene Staaten brauchen deshalb dringend finanzielle und programmatische Unterstützung. Überwachungs- und Testkapazitäten sowie die Kontaktverfolgung müssen dort deutlich erhöht werden, damit wir alle Informationen erfassen können, die wir brauchen, um diese Pandemie zu verstehen und zu besiegen.“  

Als Teil von umfassenden und kontextgerechten humanitären Projekten müssten alle Geflüchtete und weitere schutzbedürftige Menschen, Zugang zu Gesundheitseinrichtungen mit Test- und Diagnostikdiensten für die Erkennung von COVID-19 haben, so Miliband weiter. Die Geber, darunter auch die Bundesregierung, müssten dringend handeln und schnelle und flexible Finanzierungsmechanismen mobilisieren. Eine teilweise direkte Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen (vorgeschlagenes Ziel: mindestens 30 %) würde dazu beitragen, Auszahlungen schnell und effektiv vorantreiben zu können, damit schutzbedürftigen Menschen sofort geholfen werden kann.

„Zusätzliche Ressourcen müssen zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass diese Mittel an Organisationen gehen, die – so wie IRC – jetzt schon an vorderster Front arbeiten. Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit.“

Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie gehen über die unmittelbare medizinische Versorgung hinaus. IRC unterstützt schutzbedürftige Menschen deshalb auch mit der sofortigen und flexiblen Bereitstellung von Bargeld, damit diese trotz Einnahmeausfällen und gestiegener Lebenshaltungskosten ihre Familien weiterhin ernähren können. Mehr Informationen lesen Sie hier.