Berlin, 29. November 2022 - Vor einem Jahr hat die Bundesregierung den Koalitionsvertrag unterzeichnet und Verbesserungen für von Krisen betroffene Menschen weltweit zugesagt. IRC identifiziert drei Politikbereiche mit entsprechenden Forderungen, in denen in der Umsetzung noch Nachholbedarf besteht: Finanzierung von humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit, feministische Außen- und Entwicklungspolitik, und die humanitäre Aufnahme von gefährdeten Afghan*innen.

  1. Bessere finanzielle Unterstützung für Menschen in Krisenregionen: 
  1. Fokus auf Frauen und Mädchen in Krisenregionen in feministischer Außen- und Entwicklungspolitik: 
  1. Mehr humanitäre Aufnahme von gefährdeten Afghan*innen: 

Ralph Achenbach, IRC Deutschland Geschäftsführer, kommentiert:

„Die Bundesregierung hat sich vor einem Jahr mit dem Koalitionsvertrag zu besonderer Verantwortung verpflichtet, der Rolle als einflussreicher Gebernation, diplomatischer Gestaltungsmacht und Aufnahmeland für Schutzsuchende gerecht zu werden. Ein Viertel der Amtszeit ist vorbei: Um diese Ziele zu erreichen, muss jetzt gehandelt werden.

Um die finanzielle Unterstützung für Menschen in Krisenregionen zu reformieren, muss sich die Bundesregierung aktiv an der Umsetzung und Fortentwicklung des „Humanitarian Development Peace Nexus" und des „Grand Bargain" beteiligen. Die Unterzeichnung des „Grand Bargain Quality Funding Caucus” Ergebnisdokuments wäre ein wichtiger Schritt zu einer mehrjährigen und flexiblen Finanzierung aus Deutschland, um Menschen so schnell wie möglich zu unterstützen. 

Wir begrüßen das Engagement der G7 und der Bundesregierung für eine feministische Außenpolitik. Wir von IRC wissen aus Erfahrung, dass lokale Organisationen über unersetzliches Wissen verfügen. Deutsche humanitäre Hilfe muss sicherstellen, dass lokale Frauenorganisationen Teil der ersten Krisenreaktion sind und präventive sowie reaktive Maßnahmen aktiv mitgestalten. Wenn Frauen bei der Ausarbeitung humanitärer Maßnahmen nicht mit am Tisch sitzen, werden ihre Bedürfnisse nur unzureichend berücksichtigt. Die Gleichstellung der Geschlechter und die wirtschaftliche Stärkung von Frauen in Krisenregionen muss durch gezielte Maßnahmen gefördert werden.

Wir dürfen den Schwung nach der Einrichtung des Bundesaufnahmeprogramms Afghanistan nicht verlieren. Mehrere Bundesländer haben Landesaufnahmeprogramme angekündigt. Wir plädieren dafür, dass auch diese Programme schnellstmöglich beginnen. Eine Reform des Ortskräfteverfahrens - wie im Koalitionsvertrag angekündigt - ist absolut notwendig. Auch Menschen ohne direkten Arbeitsvertrag mit einer deutschen Institution müssen berücksichtigt werden. Die Taliban unterscheiden in ihrer Verfolgung nicht nach Vertragsform. Wir dürfen bei der Aufnahme in Deutschland auch nicht zwischen Vertragsformen unterscheiden.”