Nachdem Mitte der Woche die ersten unbegleiteten asylsuchenden Kinder aus griechischen Flüchtlingslagern nach Luxemburg gebracht wurden, sollen am Samstag 58 Kinder von Athen nach Deutschland ausgeflogen werden. International Rescue Committee begrüßt diesen Schritt sehr und dankt allen Beteiligten für ihre harte Arbeit.  

Ralph Achenbach, Geschäftsführer von IRC in Deutschland erklärt:

„Dies ist ein wichtiger erster Schritt, um die Zusage der Bundesregierung, mindestens 350 unbegleitete Kinder aus überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln aufzunehmen, umzusetzen. Gerade inmitten der aktuellen COVID-19-Krise ist es absolut notwendig, denjenigen zu helfen, die am schutzbedürftigsten sind.“

Offiziellen Angaben zufolge leben in Griechenland landesweit zurzeit mehr als 5.200 unbegleitete asylsuchende Kinder in Flüchtlingslagern, informellen Siedlungen oder anderen, teilweise nur behelfsmäßigen, Unterkünften. Den meisten dieser Kinder sind ihre grundlegende Rechte verwehrt – darunter das Recht auf eine angemessene Unterkunft, ausreichend Nahrung, medizinische und psychosoziale Betreuung sowie Bildung. Ihre Umsiedlung nach Deutschland eröffent ihnen neue, langersehnte Möglichkeiten und gibt ihnen die Chance, wieder Kontrolle über ihre Zukunft zu erlangen.

„Die Reaktion vieler europäischer Staaten auf die Pandemie hat gezeigt, dass der rasche und sichere Transfer von EU-Bürgern aus der ganzen Welt in die Heimat logistisch gesehen möglich ist. Schauen wir uns Deutschland an: Innerhalb eines Monats hat das Auswärtige Amt bis zu 230.000 Landsleute, EU-Bürger und Drittstaatler zurückgeführt. Das sollte auch für Menschen möglich gemacht werden, die besonders schutzbedürftig sind: Geflüchtete und Asylsuchende, die in Lagern auf den griechischen Inseln festsitzen, wo die Lebensbedingungen grauenhaft und unmenschlich sind“, sagt Achenbach.

„Derzeit leben 20.000 Menschen in Moria, einem Lager auf der griechischen Insel Lesbos, das für nur 3.000 Menschen eingerichtet wurde. Die Bevölkerungsdichte ist gefährlich hoch. Von IRC ermittelte Daten zeigen, dass eine Person mit nur sechs Quadratmetern auskommen muss. Und für alles stehen sie in der Schlange: Essen, Duschen, Toiletten und Wasser, das nur einige Stunden am Tag läuft. Angemessene Hygiene? Unter diesen Bedingungen nicht möglich. Die Einhaltung der von der WHO emfpohlenen körperlichen Distanz? Absolut unrealistisch. Deshalb fordern wir Deutschland und andere europäische Länder dazu auf, sich weiter zu engagieren und europäische Solidarität zu zeigen, damit das Ziel der EU-Kommission, 1600 unbegleitete Kinder umzusiedeln, möglichst sofort erfüllt werden kann.“

„Wir verstehen, dass der gesamte Transferprozess aufgrund der COVID-19-Krise besonders kompliziert ist, da zusätzliche medizinische Untersuchungen und Vorsichtsmaßnahmen nötig sind. Selbst in normalen Zeiten erfordert die Betreuung von Kindern große Sorgfalt, damit ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen gewährleistet werden kann,“ ergänzt Ralph Achenbach.

IRC fordert deshalb, bei allen Transfers das Wohl des jeweiligen Kindes an erste Stelle zu setzen. Vorrang haben dabei familiäre Bindungen. Diskriminierung aufgrund von Nationalität, Geschlecht oder Alter muss verhindert werden.