Die Geschehnisse rund um den Kabuler Flughafen steht nach wie vor im Mittelpunkt der globalen Aufmerksamkeit für Afghanistan. Staats- und Regierungschef*innen sollten sich jetzt auf die Bedürfnisse der Frauen und Mädchen im Land konzentrieren, die humanitäre Hilfe benötigen. Der UN-Plan für humanitäre Hilfe in Afghanistan ist nur zu 38 % finanziert. Mehr als 1,4 Millionen Frauen und Mädchen werden daher auf dringend benötigte Dienste verzichten müssen, darunter auch sichere Anlaufstellen, an denen sie umfassende Unterstützung erhalten.

Elinor Raikes, IRC-Vizepräsidentin und Leiterin der Programmabwicklung:

Studien belegen, dass die Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Krisenzeiten zunimmt. Angesichts der steigenden Unsicherheit in Afghanistan ist IRC besorgt, dass die Gewalt gegen Frauen und die Zahl der Kinderheiraten zunehmen könnten. Derzeit sind rund 50 % der Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen, Frauen und Mädchen. Die Zahl der neuen Binnenvertriebenen ist allein in diesem Jahr auf über eine halbe Million Menschen angestiegen. Der Bedarf dürfte daher weitaus größer sein als derzeit bekannt.

Fast die Hälfte der zivilen Opfer (46 %) im letzten Jahr waren Frauen und Kinder. Sie laufen auch weiterhin Gefahr gezielten Angriffen ausgesetzt zu sein. Die internationale Gemeinschaft sollte diplomatischen Druck ausüben, um die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu gewährleisten –  insbesondere derjenigen, die für Evakuierungsmaßnahmen in Frage kommen.

Frauen spielen eine entscheidende Rolle in der humanitären Hilfe in Afghanistan. Ohne Frauen als Mitarbeiterinnen sind Hilfsorganisationen nicht in der Lage, Frauen und Mädchen in den Gemeinschaften zu erreichen und sichere Räume für sie zu schaffen. Die internationale Gemeinschaft – die USA, Großbritannien und die Europäische Union –  sollten sich für einen ungehinderten Zugang humanitärer Hilfe einsetzen. Alle Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen, einschließlich des weiblichen Personals auf allen Führungsebenen, müssen sicher im Land arbeiten können.“

IRC ist in Afghanistan seit 1988 aktiv, unterstützt in der Versorgung vertriebener Familien sowie in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Selbstbestimmung und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Von den 1.700 Mitarbeitenden vor Ort sind 99% Afghan*innen, davon 44% Frauen. Um die Nothilfe von IRC in Afghanistan zu unterstützen, klicken Sie hier.