Im März beginnt für Jemen das neunte Jahr des bewaffneten Konflikts und der wirtschaftlichen Krise. Mehr als 21,6 Millionen Menschen - zwei Drittel der Bevölkerung - sind aktuell auf humanitäre Hilfe angewiesen. IRC ruft die Geberregierungen auf, die humanitäre Hilfe für 17,3 Millionen Menschen in Jemen zu finanzieren, der nach wie vor eine der größten humanitären Krisen der Welt ist. 

Jared Rowell, IRC-Landesdirektor für Jemen, sagt:

,,Die humanitäre Hilfe in Jemen ist nach wie vor drastisch unterfinanziert, während der Bedarf immer größer wird. Mehr als 2 von 3 Menschen im Land sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im Jahr 2022 wurden nur 54% der Hilfsmaßnahmen finanziert. Im Juni 2022 waren 13 Millionen Jemenit*innen von den Finanzierungsengpässen betroffen.

Der Krieg geht im März dieses Jahres in sein 9. Jahr. Der Bedarf wird immer größer und umfangreicher. Die Ernährungsunsicherheit ist so groß wie seit drei Jahren nicht mehr und wird sich wahrscheinlich noch verschlimmern, da die wirtschaftlichen Zwänge immer drängender werden. Die Unterernährungsraten bei Frauen und Kindern gehören zu den höchsten der Welt: 1,3 Millionen schwangere oder stillende Frauen und 2,2 Millionen Kinder müssen behandelt werden.”

Das Land steht auf Platz 5 auf der IRC Emergency Watchlist 2023 und gehört weiterhin zu den am stärksten von einer Verschärfung der humanitären Lage bedrohten Ländern. Jemen leidet unter den kumulativen Auswirkungen eines langwierigen bewaffneten Konflikts, wirtschaftlicher Turbulenzen und Klimaschocks, die die Lebensgrundlagen und die kritische Infrastruktur zerstört haben.

Jemen steht 2023 vor einer sich verschärfenden Wirtschaftskrise. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass der Konflikt nach dem Scheitern eines von den Vereinten Nationen vermittelten Waffenstillstands zwischen April und Oktober 2022, durch den sich die Zahl der zivilen Opfer deutlich verringert hat, erneut ausbricht. Nach einem starken Anstieg der Luftangriffe im ersten Quartal 2022 verzeichnete Jemen die höchste jährliche Zahl ziviler Opfer durch Luftangriffeseit 2019.

Dem humanitären Bedarfsplan der Vereinten Nationen zufolge werden die anhaltenden bewaffneten Konflikte auch weiterhin eine der Hauptursachen für die humanitären Bedarfe und Vertreibung sein.  Derzeit sind schätzungsweise 4,5 Millionen Menschen - 14% der Bevölkerung - vertrieben. Naturkatastrophen und klimabedingte Ereignisse wie Dürre und Überschwemmungen verstärken die Bedarfe der bereits vertriebenen Bevölkerung.

IRC ist seit 2012 in Jemen tätig und hat die Programmarbeit 2015 rasch ausgeweitet, um den durch den Konflikt verursachten größeren humanitären Bedarf zu decken. Einsatzbereiche von IRC sind Bildung, Schutz und Teilhabe, Wasser und sanitäre Einrichtungen (WASH) sowie Gesundheitsleistungen