Während sich Großspender in Genf versammeln, um Mittel für die weltweit größte humanitäre Hilfsaktion der Geschichte bereitzustellen, fordert IRC alle Regierungen auf, ihre Mittel aufzustocken, um auf die wachsende humanitäre Notsituation der jemenitischen Bevölkerung zu reagieren. Die Lebensbedingungen vor Ort verschlechtern sich in beispiellosem Ausmaß. Mehr als 24 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe – fast 80 Prozent der gesamten Bevölkerung. Doch das Leiden des jemenitischen Volks wird durch Spendengelder allein nicht enden. Zwingend notwendig ist Druck der internationalen Gemeinschaft, politische und bürokratische Barrieren zu beseitigen, die hungernden Jemeniten den Zugang zu Hilfsgütern versperren. Nötig ist ein nachhaltiger Fokus auf den Schutz von Frauen und Mädchen, die im bereits vier Jahre anhaltenden Konflikt den höchsten Preis zahlen. Entscheidend ist beharrliches diplomatisches Engagement für einen landesweiten Waffenstillstand und das Ende des Kriegs.

David Miliband, Präsident und CEO von International Rescue Committee:

„Die heutigen Zusagen für humanitäre Mittel werden dringend gebraucht und müssen schnellstmöglich für eine Ausweitung der lebensrettenden Maßnahmen eingesetzt werden, insbesondere in der Bekämpfung und Vorbeugung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Seit Kriegsbeginn hat geschlechtsspezifische Gewalt um 63 Prozent zugenommen. Im Jahr 2019 sind bisher aber nur 3,3 Prozent der humanitären Mittel in Jemen für entsprechende Schutzprogramme aufgewendet worden.

Wir müssen jedoch anerkennen, dass humanitäre Hilfe allein diese menschengemachte Krise nicht stoppen wird. Nur eine politische Lösung kann die Kämpfe und somit das Leiden des jemenitischen Volks beenden. Humanitäre Organisationen wie IRC versuchen alles Mögliche, um die zehn Millionen Menschen, denen der Hungerstod droht, mit Nahrung zu versorgen und gefährdete Bevölkerungsgruppen zu schützen. Allerdings werden unsere Einsätze durch ständig auftretende Hindernisse erschwert, darunter Beschränkungen für überlebenswichtige Einfuhren, die Schließung wichtiger See- und Flughäfen sowie Einschränkungen des Transports von Personal und humanitären Hilfsgütern in und durch das Land.

Die heute zugesagten Mittel müssen mit gezielten diplomatischen Bemühungen einhergehen, damit politische und bürokratische Hürden für unsere lebensrettende Arbeit beseitigt werden. Alle jemenitischen Häfen, einschließlich des Flughafens Sana'a, müssen uneingeschränkt nutzbar sein. Nur so kann humanitäre Hilfe die Millionen von Jemeniten erreichen, die zum Überleben darauf angewiesen sind. Sonst werden wir weiterhin darum kämpfen müssen, die zu erreichen, die uns am meisten brauchen.“

IRC arbeitet seit 2012 in Jemen und hat seine Programme im Jahr 2015 stark ausgeweitet, um den durch den Krieg verursachten wachsenden humanitären Bedarf zu decken. Obwohl der anhaltende Konflikt und die Beschränkungen der Flug- und Seehäfen die Einsätze vor Herausforderungen stellen, hat IRC den Zugang zu betroffenen Bevölkerungsgruppen aufrechterhalten. IRC arbeitet weiterhin in den Bereichenlebensrettende Gesundheitsversorgung, Bildung, wirtschaftliche Stärkung sowie Schutz und Selbstbestimmung von Frauen.

Weitere Informationen zu IRC's Arbeit im Jemen: https://de.rescue.org/land/jemen