Die Anzahl der Ebola-Fälle ist auf Platz zwei gestiegen, direkt nach dem folgenschweren Ausbruch in Westafrika im Jahr 2014. Der Ausbruch ist nicht unter Kontrolle und dürfte noch mindestens sechs Monate andauern.

Die Anzahl erkrankter Menschen im anhaltenden Ebola-Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) stieg auf 426. 240 Infizierte starben, was einer Sterblichkeitsrate von 56 Prozent entspricht. Damit sind aktuell mehr Personen erkrankt als 2000/2001 in Uganda. Der aktuelle Ausbruch ist damit der zweitschlimmste der Geschichte, direkt nach der Epidemie in Westafrika 2011 mit mehr als 11.000 Toten. Hilfe wird durch den anhaltenden Konflikt in Nord-Kivu erschwert, wo als 50 bewaffnete Gruppen operieren und sich die Krankheit über 14 Gesundheitszonen ausgebreitet hat.mehr

Im Einsatz gegen Ebola in Mabalako in der Demokratischen Republik Kongo, desinfizieren von IRC unterstützte medizinische Fachkräfte ihre Schutzausrüstung vor dem Case Du Salut Gesundheitszentrum.
Im Einsatz gegen Ebola in Mabalako, in der Demokratischen Republik Kongo, desinfizieren von IRC unterstützte medizinische Fachkräfte ihre Schutzausrüstung vor dem Case Du Salut Gesundheitszentrum.
Foto: Kellie Ryan/IRC

In den letzten Monaten verhinderten erneute Gewaltausbrüche die erfolgreiche Eindämmung der Krankheit. Hinzu kommt der Widerstand der lokalen Bevölkerung, was die Kontaktaufnahme und Impfungen erschwert sowie den Erfolg weiterer Maßnahmen beeinträchtigt. Die Sterblichkeitsrate liegt bei 56 Prozent – und damit höher als üblicherweise in diesem Stadium eines Ausbruchs. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass Medikamente zur Behandlung und Impfstoffe zur Prävention vorhanden sind. Dies verdeutlicht umso stärker, wie schwierig es ist die Krankheit in einer Region wie Nord-Kivu zu bekämpfen.

Michelle Gayer, Senior Director of Emergency Health für International Rescue Committee, sagt:

„Dieser tragische Meilenstein zeigt deutlich die Komplexität und Schwere des Ausbruchs. Während die Zahlen weit von denen Westafrikas im Jahr 2014 entfernt sind, erleben wir, wie die Dynamik von Konflikten eine andere Art von Bedrohung darstellt: Ein langwieriger Ausbruch ist sehr wahrscheinlich, und das Ende ist einfach nicht in Sicht. Der Ausbruch ist noch lange nicht unter Kontrolle, und wird es sehr wahrscheinlich auch nicht in den nächsten sechs Monaten sein. Wir befürchten, dass bei diesem Ausbruch Hunderte weitere Menschen ihr Leben verlieren werden."

Notfalleinsatzteams und Gesundheitspersonal vor Ort kämpfen mit den Auswirkungen jahrelanger gewalttätiger Konflikte. Die Gemeinschaften vor Ort haben Jahre in Unsicherheit gelebt, weshalb sie skeptisch und ängstlich gegenüber Behörden sind. Gefährdete Personen suchen daher nicht immer die Pflege, die sie benötigen. Wir haben auch eine Reihe von vorübergehenden Sperren erlebt, bei denen die Gesundheitsdienste vollständig eingestellt wurden. Die große Zahl der Vertriebenen in der Region – etwa eine Million Menschen – erschwert die Lage zusätzlich: Die Ansteckungsgefahr steigt und die komplexe Arbeit, den Kontakt von Infizierten mit anderen Personen nachzuverfolgen, wird verzögert oder gar unmöglich.

Diese Kombination aus mangelnder Sicherheit, Widerstand der Gemeinschaft und zerstörten Gesundheitsdiensten schafft die optimalen Bedingungen für die Ausbreitung der Krankheit. Die internationale Gemeinschaft muss die Krise weiterhin im Blick behalten. Ansonsten droht eine Abwärtsspirale, die weitere Menschenleben kosten und sich gegebenenfalls über die nationalen Grenzen ausbreiten wird. Einerseits müssen wir mehr Mittel und Ressourcen mobilisieren, andererseits sollten wir die Auswirkungen des langwierigen Konflikts in der Demokratischen Republik Kongo angehen. Wir wollen diesen Ausbruch nicht nur beenden, sondern auch die Gesundheit, das Leben und die Würde der Menschen in der Region schützen und wiederherstellen. Wenn wir das nicht tun, wird die Bevölkerung weiterhin leiden und Quelle zukünftiger Ausbrüche sein, die die internationale Gesundheit gefährden können.”

International Rescue Committee stärkt die Infektionskontrollen in 51 Gesundheitseinrichtungen in Nord-Kivu. Zudem bildet IRC Gesundheitspersonal aus, um Verdachtsfälle zu identifizieren, zu isolieren und zu melden. Über bestehende Teams in der Region arbeitet IRC daran, die Bevölkerung über das Ebola-Virus zu informieren sowie die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen und Maßnahmen beim Auftreten von Symptomen aufzuzeigen. Geplant sind zudem spezielle Angebote für Frauen und Mädchen, u.a. um ihren Zugang zu Ebola-Dienstleistungen zu verbessern und sicherzustellen, dass ihre Stimmen und Erfahrungen mit Ebola gehört werden.

Mit mehr als 13 Millionen Menschen, die Hilfe benötigen, ist die Demokratische Republik Kongo eine der komplexesten, chronischsten und ältesten humanitären Krisen der Welt. IRC ist seit 1996 in der Demokratischen Republik Kongo tätig und ein führender humanitärer Akteur in Nord-Kivu. Wir bieten Hunderttausenden von Menschen, die von Konflikten betroffen sind, Gesundheitsversorgung und Schutz, stärken Frauen und setzen uns im Bereich reproduktive Gesundheit ein.

Fotos von IRCs Arbeit in Nord-Kivu stehen über diesen Link zur Verfügung.