„Seit meiner Kindheit wollte ich Journalistin und vor allem Fernsehmoderatorin werden”, erzählt die 32-jährige Zahra bei sich Zuhause in High Wycombe, Südostengland. Zehn Jahre lang arbeitete Zahra für den staatlich finanzierten Nachrichtensender RTA in Afghanistan. „Ich habe den Job geliebt", sagt Zahra, „aber er war mit vielen Herausforderungen verbunden."

Heute lebt Zarah in High Wycombe, Berkshire im Südosten Englands mit ihrer Tochter Beheena, 11 Jahre alt, und ihrem Sohn Zaheen, der 10 Jahre alt ist.
Foto: Elena Heatherwick/IRC

Obwohl es ihr großer Traum war, konnte Zahra nicht immer als Journalistin arbeiten. „Als ich die Schule beendet hatte, war für mich klar: 'Ich werde Journalismus studieren'", erzählte sie uns. „Dann sagten mir meine Eltern plötzlich, dass ich mich mit diesem Mann verloben solle. Daraufhin heiratete ich und mein damaliger Mann ließ mich nicht zur Universität gehen." 

Ihren Traum verwirklichen

„Es war nicht leicht für mich", sagt Zahra. „Ich war ein ziemlich unabhängiges Mädchen und es war eine große Umstellung für mich, einen Mann zu haben und ein Baby zu bekommen.” Zahra litt in dieser Zeit unter Depressionen. Aber sie ließ sich nicht unterkriegen und fand schließlich einen Job in der Medienbranche.

„Ich denke, Mütter sind Superhelden", sagt Zahra. „Ich war eine alleinerziehende Mutter und arbeitete als Journalistin. Ich liebe meine Kinder und ich liebe meinen Job. Ich könnte nicht ohne eines von beiden leben."
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Zahra begann ihre Karriere zunächst als Freiwillige beim Nachrichtensender RTA. „Nach sieben Monaten sahen sie, dass mir die Arbeit gut gefiel und dass ich die Nachrichtensendung moderieren wollte. Daraufhin boten sie mir an, dort fest zu arbeiten.”

Die Arbeit als Journalistin in Afghanistan 

Als Frau in der Öffentlichkeitsarbeit war Zahras Arbeit mit Herausforderungen verbunden. „Selbst meine Verwandten mochten meinen Job nicht. Sie sagten: 'Oh, sie ist Journalistin. Sie ist eine sehr demokratische Frau. Sie arbeitet bis spät in die Nacht im Büro'."

Trotz der Kritik war Zahra mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. „Ein Job kann einen großen Unterschied machen. Wenn du Erfolg in deinem Leben siehst, motiviert dich das, nach mehr Erfolg und Glück zu streben."

Zahra und ihre Kinder schauen sich Videos an, in denen sie die nationalen Nachrichten für RTA moderiert.
Foto: Elena Heatherwick/IRC

Nur wenige Jahre nachdem Zahra ihre Karriere begonnen hatte, ließen sie und ihr Mann sich scheiden. Sie musste für ihre beiden Kinder Beheena (11) und Zaheen (10) sorgen. „Meine Kinder waren mit meiner Arbeit zufrieden und stolz darauf. Sie hatten ein gutes Leben bei mir. Sie besuchten die besten Schulen in Afghanistan und waren einfach glücklich.”

Mütter sind Menschen, die in der einen Hand das Baby halten und mit der anderen Hand die Welt verändern.

Umzug nach Großbritannien

„Am 15. August 2021 änderte sich alles. Nach dem Machtwechsel entschied sich Zahra, Afghanistan gemeinsam mit ihrer Familie zu verlassen. Am 28. August 2021 erreichten sie ihr neues Zuhause im Vereinigten Königreich. „Als ich das erste Mal in Großbritannien ankam, war ich froh, in Sicherheit zu sein. Besonders war ich über die Sicherheit meiner Kinder erfreut." 

„Meine Kinder waren sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Sie haben sich darauf gefreut, mich im Fernsehen zu sehen."
Foto: Elena Heatherwick/IRC

Leider musste Zahra die schwere Entscheidung treffen, ihre Mutter in Afghanistan zurückzulassen. Sie lebt immer noch allein im Familienhaus. Zahra hofft, dass sie ihre Mutter in das Vereinigte Königreich nachholen kann, um mit ihr zu leben. 

„Beheena ist sehr glücklich in der Schule", erzählt Zahra. „Sie sagt: 'Wenn ich mit der Schule und der Universität fertig bin, werde ich anderen Menschen helfen'. Und es macht mich glücklich, wenn ich sehe wie motiviert sie ist.“
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Die Ankunft im Vereinigten Königreich war für Zahra und ihre Kinder eine große Herausforderung. Aufgrund der Ungewissheit bezüglich der Visa und der Wohnsituation der Familie konnten sie sich nicht sofort in ihr neues Leben eingewöhnen. Sie verbrachten sechs Monate in einem Hotel, bevor sie in ihr eigenes Haus umziehen konnten.

„Als ich in dieses Haus kam, mussten wir von null anfangen", sagt Zahra.
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Das neue Leben in Großbritannien

Doch trotz der Herausforderungen, die der Neubeginn in einer neuen Gesellschaft mit sich bringt, war es die Großzügigkeit von Fremden, die Zahra half, sich neu einzuleben. „Die Menschen waren sehr nett. Als ich das erste Mal im Vereinigten Königreich ankam, habe ich mich verlaufen. Ich habe jemanden gefragt und er war wirklich sehr hilfsbereit."

Die beiden Geschwister Beheena und Zaheen machen gemeinsam ihre Hausaufgaben im Zimmer ihrer Mutter.
Foto: Elena Heatherwick/IRC

Es sind die kleinen Aufmerksamkeiten, an die sich Zahra erinnert. Ihre Nachbarin fragte, ob sie nebenan eine Geburtstagsparty feiern dürfe. „Das fand ich sehr schön, weil sie nicht dachten: 'Oh, sie ist eine Geflüchtete. Wir werden sie nicht um Erlaubnis fragen", erklärt Zahra. „Und der andere Nachbar kam und sagte mir: 'Wenn du mit dem Auto fährst, gibt es einen Parkplatz für dich, denn der ist für dein Haus.‘ Ich habe mich direkt wohlgefühlt und freue mich über meine netten Nachbarn.

„Meine Kinder könnten eine schöne Zukunft haben. Wenn sie mit der Schule fertig sind, was sehr bald der Fall sein wird, werden sie zur Universität gehen.“
Foto: Elena Heatherwick/IRC

Einem neuen Traum nachgehen

„Als ich hierher kam, erzählte mir der Bezirksrat von Buckinghamshire von einer Organisation namens International Rescue Committee", berichtet uns Zahra. „Als ich von den Kursen wie Orientierung [für Neuankömmlinge] hörte, war ich so begeistert, denn ich möchte eine starke Führungspersönlichkeit für die Rechte der afghanischen Frauen werden."

Zahra nahm Anfang des Jahres an den IRC-Kursen teil und schloss im Oktober 2022 sowohl den Orientierungskurs als auch den Führungskräftekurs ab.

Ich habe viel vom IRC gelernt, vor allem in den Führungskräftekursen.

„Ich möchte meinen Master machen und hier wieder als Journalistin arbeiten. Außerdem möchte ich mich für die Rechte der Frauen in Afghanistan und anderen Ländern einsetzen, die man heute in den Medien sieht", sagt Zahra. 

„Als Journalistin kann ich meine Stimme zum Ausdruck bringen und meine Meinung in der ganzen Welt verbreiten." 

Unser Projektpartner

Dieses Projekt wird zum Teil aus dem EU-Fonds für Asyl, Migration und Integration (AMIF) finanziert.

AMIF wird im Vereinigten Königreich von der zuständigen britischen Behörde (UKRA) verwaltet. Die Mittel wurden im Rahmen des mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) der EU für den Zeitraum 2014-2020 bereitgestellt und läuft Ende 2022 aus.

Khalsa Aid International ist eine im Vereinigten Königreich sitzende humanitäre Hilfsorganisation, die weltweit die Opfer von Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Katastrophen unterstützt. Khalsa Aid wurde 1999 auf der Grundlage des Sikh-Grundsatzes gegründet, die gesamte Menschheit als Einheit anzuerkennen. Durch seine Nothilfeprojekte und globalen Entwicklungsprogramme hat Khalsa Aid Millionen von Menschen auf der ganzen Welt entscheidende humanitäre Hilfe geleistet.