IRCs Emergency Watchlist zeigt, dass die Welt mit noch nie dagewesenen humanitären Notlagen konfrontiert ist – sowie einer politischen Krise des Wegschauens der internationalen Staatengemeinschaft.
16. Dezember 2020
Foto: Husam Ahmed/IRC
IRC hat seine jährliche Rangliste der Krisen veröffentlicht, die sich 2021 voraussichtlich am stärksten zuspitzen werden. Fast alle Länder auf der aktuellen Watchlist sind gleich dreifach bedroht: durch Konflikte, Klimawandel und COVID-19. In mehreren Ländern droht den Menschen eine Hungersnot. Vertriebene Familien, insbesondere Frauen und Mädchen, sind unverhältnismäßig stark von humanitären Krisen betroffen – wie es auch im Kontext der COVID-19-Pandemie wieder bestätigt wird.
„2020 wird als eines der turbulentesten Jahre in die Geschichte eingehen. Wie sich die Menschheit an das Folgejahr erinnert, wird davon abhängen, ob wir besonders schutzbedürftigen Menschen geholfen oder uns von ihnen abgewandt haben“, sagt David Miliband, Präsident und CEO von International Rescue Committee. „Die Watchlist 2021 soll als Weckruf für politische Entscheidungsträger*innen, Regierungsvertreter*innen und die Zivilgesellschaft auf der ganzen Welt dienen: sie verdeutlicht was es kostet, humanitäre Notlagen zu vernachlässigen - und wie dringend diese Krisen internationale Aufmerksamkeit brauchen.“
10. Mosambik: Rapider Anstieg humanitärer Bedarf durch Intensivierung von Unruhen
Bevölkerung: 31,3 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 1,3 Millionen Position auf der Emergency Watchlist 2020: Nicht gelistet
Seit Unruhen das Land destabilisieren hat sich die Zahl der gefährdeten Menschen in Mosambik fast verdoppelt, das sich noch immer von den Folgen der starken Wirbelstürme in 2019 erholen muss. Der schnell eskalierende Konflikt in der nördlichen Provinz Cabo Delgado hat Mosambik nicht nur zum ersten Mal auf die Emergency Watchlist gesetzt, sondern auch direkt in die Top Ten der besorgniserregendsten Länder der Liste.
Eine Familie in Nampula, Mozambik.
Foto: Wiki Commons
Humanitäre Risiken in Mosambik im Jahr 2021
Angriffe, die Zivilist*innen zwingen, aus ihren Häusern zu fliehen, werden durch die Intensivierung des Aufstands weiter zunehmen.
Der Konflikt und COVID-19 werden auch im Jahr 2021 die Lebensgrundlagen von Mosambikaner*innen beeinträchtigen und Nahrungsmittelknappheit verursachen.
Anhaltende Gewalt, schlechte Straßen und Einschränkungen durch Sicherheitskräfte behindern die Bemühungen ein, Menschen in Not zu erreichen.
Der Klimawandel steigert die zuvor genannten Risiken für die mosambikanische Zivilbevölkerung.
Bevölkerung: 28,7 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 7 Millionen Position auf der Emergency Watchlist 2020: 5
Der Zusammenbruch der venezolanischen Ölindustrie vertiefte die bestehende Wirtschaftskrise, die das Gesundheitssystem des Landes geschwächt und großflächigen Hunger und Vertreibung verursacht hat. Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 haben Venezolaner*innen die Möglichkeit genommen, Sicherheit und Grundversorgung in anderen Ländern zu finden - während diejenigen, die Venezuela bereits verlassen hatten, pandemiebedingt zur Rückkehr gezwungen wurden.
Eine Mutter lässt sich in einem Gesundheitszentrum am der kolumbianischen Grenze zu Venezuela medizinisch beraten. IRC stellt dort medizinische Hilfe für vertriebene Venezolaner*innen zur Verfügung.
Foto: S Mendoza / IRC
Humanitäre Risiken in Venezuela im Jahr 2021
COVID-19 vertieft die Wirtschafts- und Hungerkrise in Venezuela, während Restriktionen zur Kontrolle des Virus vielen Menschen die Lebensgrundlage genommen haben.
Lebensmittelknappheit, hohe Preise für Grundnahrungsmittel und fehlende Arbeitsplätze zwingen Venezolaner*innen zur Flucht. Der Bedarf an humanitärer Hilfe wird mit Sicherheit steigen da die Grenzen geschlossen sind.
Aufgrund dieser Krisen ist mit einer Zunahme von sozialen Unruhen, Kriminalität und Gewalt zu rechnen.
Die bereits überforderte humanitäre Nothilfe wird durch administrative Einschränkungen und steigende Kosten aufgrund der Treibstoffknappheit weiter erschwert werden.
Unser Einsatz in Venezuela
Beginn: 2018. Mit lokalen Partnerorganisationen arbeiten wir in folgenden Bereichen: Gesundheitsfürsorge für Mütter; sexuelle und reproduktive Gesundheitsdienste; Bereitstellung von Mund-Nasenschutz und anderer COVID-19-Schutzausrüstung; Versorgung unterernährter Kinder; Kinderschutzdienste; Prävention und Reaktion auf geschlechtsspezifische Gewalt; Bargeldhilfen. Erfahren Sie mehr über den IRC-Einsatz in Venezuela und unsere Unterstützung für Venezolaner*innen im benachbarten Kolumbien.
8. Nigeria: Konflikt- und Hungerrisiko im Nordosten
Bevölkerung: 206,1 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 8,9 Millionen Position auf der Emergency Watchlist 2020: 4
Selbst nach einem Jahrzehnt des Konflikts, der fast 3 Millionen Menschen vertrieben hat und aufgrund dessen Millionen Menschen unter Nahrungsmittelknappheit leiden, nimmt die Gewalt im Nordosten Nigerias weiter zu. Die Zivilbevölkerung trägt die Hauptlast des Konflikts; von allen 20 Ländern auf der Emergency Watchlist war 2020 Nigeria das tödlichste Krisengebiet für Zivilist*innen. Auch humanitäre Helfer*innen arbeiten unter gefährlichen Bedingungen.
Hawwa und ihre Zwillinge sitzen in einer IRC Klinik für akut unterernährte Kinder in Maiduguri in Nordost Nigeria.
Foto: T Saater / IRC
Humanitäre Risiken in Nigeria im Jahr 2021
Der Konflikt im Nordosten eskaliert und steigert den Bedarf an humanitärer Hilfe.
Der Konflikt, an dem kriminelle Gruppen und kommunale Nachbarschaftswachen beteiligt sind, verschärft sich im Norden und Nordwesten des Landes.
Alle Konfliktparteien erschweren zeitweise den Zugang für humanitäre Hilfe und erhöhen so das Leiden der Zivilbevölkerung .
Aufgrund der COVID-19-Pandemie könnte es 2012 im Nordosten Nigerias zu einer Hungersnot kommen.
Unser Einsatz in Nigeria
Beginn: 2012. Arbeitsbereiche: Grundlegende Versorgung mit Gesundheitsleistungen und Lebensmitteln, reproduktive Gesundheitsdienste; Bildungsangebote für Jugendliche außerhalb der Schule, Schutz und Stärkung von Frauen; Wasser- und Sanitärversorgung; wirtschaftlicher Wiederaufbau und Entwicklung.
7. Südsudan: Erholung vom Bürgerkrieg gefährdet
Bevölkerung: 11,2 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 7,5 Millionen Position auf der Emergency Watchlist 2020: 7
Aufgrund der weit verbreiteten humanitären Bedarfe und des fragilen Friedensabkommens, das unter der zusätzlichen Belastung durch COVID-19 zerbrechen könnte, ist Südsudan auf einer hohen Position auf der Emergency Watchlist. Anfang 2020 trat eine neue Regierung ihr Amt an. Sie steht vor der Herausforderung, die Bürgerkriegsfolgen inmitten anhaltender Gewalt, einer Wirtschaftskrise und einer Pandemie in einem der schwächsten Gesundheitssysteme der Welt zu überwinden.
Konflikte in Südsudan haben tausende Menschen dazu gezwungen, ihr zuhause zu verlassen. Viele mussten durch die Sümpfe auf "Inseln" fliehen, wo es keinen Zugang zu Essen, sauberem Wasser oder medizinischer Versorgung gibt. IRC arbeitet in der Region rund um Nyal und bietet medizinische Versorgung und Schutz für die lokale Gemeinde und vertriebene Südsudanes*innen an.
Foto: Kellie Ryan / IRC
Humanitäre Risiken in Südsudan im Jahr 2021
Das Friedensabkommen von 2018 bleibt fragil. Selbst wenn es eingehalten wird, werden lokale Auseinandersetzungen weitergehen.
Die Zivilbevölkerung und Mitarbeitende von Hilfsorganisationen sind weiterhin gefährdet.
Der anhaltende Konflikt, Schwärme von Wüstenheuschrecken, eine Wirtschaftskrise, wiederkehrende Überschwemmungen und COVID-19 erhöhen das Risiko einer Hungersnot im Jahr 2021.
Die COVID-19-Pandemie droht die Gesundheitskrisen des Landes zu verschärfen.
Unser Einsatz in Südsudan
Beginn: 1989. Arbeitsbereiche: Stärkung der staatlichen Gesundheitskliniken, Schulung von lokalem Gesundheitspersonal, Ernährungsprogramme, Aufbau sanitärer Einrichtungen, Unterstützung für Überlebende sexualisierter Gewalt, Kinderschutzdienste, Menschenrechtsschulungen, Bargeldhilfen, Programme für wirtschaftliche Unabhängigkeit wie Jobtrainings. Erfahren Sie mehr über die Arbeit von IRC in Südsudan.
6. Burkina Faso: Die am schnellsten wachsende Vertreibungskrise der Welt
Bevölkerung: 20,9 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 3,5 Millionen Position auf der Emergency Watchlist 2020: 8
Noch vor zwei Jahren gab es in Burkina Faso praktisch keine größeren Konflikte oder Vertreibungen. Letztes Jahr wurde das Land zum ersten Mal in IRCs Emergency Watchlist aufgenommen und rangiert nun auf Platz sechs. Der eskalierende Konflikt führt zu einem steilen Anstieg des humanitären Bedarfs und – zusammen mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Krise - zum Risiko einer Hungersnot. Mehr als eine Million Menschen sind inzwischen in Burkina Faso intern vertrieben, mehr als doppelt so viele wie Anfang 2020.
Damit die Menschen in Burkina Faso sich gut vor dem COVID-19-Virus schützen können verteilt IRC Seife und klärt über Hygienemaßnahmen auf.
Foto: Getty Images
Humanitäre Risiken in Burkina Faso im Jahr 2021
Der Konflikt, an dem eine Reihe von Regierungstruppen, lokalen Milizen und militanten Gruppen beteiligt sind, kann sich ausweiten und größere Teile der Bevölkerung gefährden.
Die Auseinandersetzungen sind zunehmend tödlich für die Zivilbevölkerung und beeinträchtigen die Gesundheitsversorgung und das Bildungswesen.
Es besteht das Risiko einer Hungersnot aufgrund des Konflikts und durch die Beeinträchtigung von lokalen Märkten durch COVID-19.
Unser Einsatz in Burkina Faso
Beginn: 2019. Arbeitsbereiche: Versorgung mit Trinkwasser und Sanitär- und Gesundheitsdiensten, einschließlich reproduktiver Gesundheit und medizinische Betreuung von Kindern.
5. Äthiopien: Ein neuer Konflikt bedroht die Bevölkerung
Bevölkerung: 115 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 21,3 Millionen Position auf der Emergency Watchlist 2020: Außerhalb Top 10
Äthiopien, das zum dritten Mal in Folge auf der Emergency Watchlist steht, beginnt das Jahr 2021 mit einem großen Konflikt zwischen der Regierung und der Gruppe Tigray People's Liberation Front (TPLF) in der nördlichen Region Tigray. Gleichzeitig treiben der Klimawandel, die größte Heuschreckenplage seit Menschengedenken und die COVID-19-Pandemie die Zahl der schutzbedürftigen Menschen auf ein tragisches Hoch.
IRC hat eine Wasserstelle in Tuli Guled, Somali in Äthiopien errichtet. Die Wasserstelle ermöglicht Anab Farah jetzt, mehr Zeit auf dem Bauernhof ihrer Familie zu arbeiten - vorher hat sie sechs Stunden am Tag damit verbracht, Wasser zu holen.
Foto: T Jump / IRC
Humanitäre Risiken in Äthiopien im Jahr 2021
Der Konflikt in der Region Tigray führt zu einem raschen Anstieg der humanitären Bedarfe, die u.a. auch dazu führt, das Betroffenen in den Sudan fliehen. Es gibt ernstzunehmen Vorwürfe der Gewalt gegen Zivilist*innen.
Der Konflikt in Tigray und die anhaltenden politischen Spannungen erhöhen das Risiko größerer Konflikte und Instabilität in anderen Teilen Äthiopiens.
Auch die COVID-19-Pandemie führt zu einem massiven Anstieg des humanitären Bedarfs. Äthiopien beherbergt nach Jemen die zweitgrößte Anzahl schutzbedürftiger Menschen im Jahr 2021.
Äthiopien ist das Epizentrum des größten Heuschreckenausbruchs seit Jahrzehnten, die auch verheerende Auswirkungen auf die Landwirtschaft im Jahr 2021 haben könnte.
Unser Einsatz in Äthiopien
Beginn: 2000. Arbeitsbereiche: Bargeldhilfe und Bereitstellung der Grundversorgung sowie sicherer Trinkwasser- und Sanitäranlagen, Schutz von Frauen und Mädchen, Gesundheits – und Bildungsangebote, existenzsichernde Schulungen und Jobtrainings für Jugendliche und gefährdete Familien. Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit in Äthiopien.
4. Demokratische Republik Kongo: Beispiellose Hungerkrise
Bevölkerung: 89,6 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 19,6 Millionen Position auf der Emergency Watchlist 2020: 2
In der Demokratischen Republik Kongo sind heute mehr Menschen von einer schweren Hungerkrise betroffen als je zuvor in einem anderen Land. Der Kongo rangiert das dritte Jahr in Folge in den Top fünf der Emergency Watchlist. Das spiegelt die anhaltende Instabilität in einem Land wider, das sich nun im vierten Jahrzehnt einer großen humanitären Krise befindet. Neben der massiven Gewalt bedrohen auch Ausbrüche von Ebola und COVID-19 die Bevölkerung.
Dr. Sylvie Musema Ngimba, Mitarbeiterin von IRC, verteilt Schutzmaterial und -kleidung in einer lokalen Gesundheitsstation in Beni, Nord Kivu, Demokratische Republik Kongo.
Foto: Kellie Ryan / IRC
Humanitäre Risiken in der DRK im Jahr 2021
Bewaffnete Gruppen im Ostkongo kämpfen weiter um die Kontrolle natürlicher Ressourcen , wodurch das Land eines der gefährlichsten für Zivilist*innen und humanitäre Helfer*innen bleibt.
Konflikte, der wirtschaftliche Zusammenbruch und die COVID-19-Pandemie könnten zu einer Hungersnot führen.
Mehrere Krankheiten werden sich aufgrund der schwachen Gesundheitsinfrastruktur und fehlenden Impfmöglichkeiten in vielen Gebieten weiter ausbreiten.
Während der Bedarf an humanitärer Hilfe rapide wächst, gehen die bereitgestellten Mittel zurück.
Unser Einsatz in der DRK
Beginn: 1996. Arbeitsbereiche: Gesundheitsversorgung inklusive Maßnahmen zur Eindämmung von Ebola- und COVID-19-Ausbrüchen, Schulung von Gesundheitspersonal, Wiederaufbau von Krankenhäusern und Kliniken, Bereitstellung von Trinkwasser und Sanitäranlagen, Unterstützung für Überlebende von Gewalt, Programme zur Konfliktreduzierung und zum wirtschaftlichen Wiederaufbau. Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit in der Demokratischen Republik Kongo.
3. Syrien: Tödlichste Krise für humanitäre Helfer*innen
Bevölkerung: 17,5 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 13 Millionen Position auf der Emergency Watchlist 2020: 3
2021 jährt sich Ausbruch des Konflikts in Syrien zum zehnten Mal. Gewalt, Vertreibung und humanitäre Bedarfe steigen weiter an. Syrien ist auch das gefährlichste Land der Welt für Mitarbeitende humanitärer Organisationen. Angriffe auf Helfer*innen, Zivilist*innen, Wohngebäude und Krankenhäuser sind weiterhin an der Tagesordnung. Viele Familien wurden bereits mehrfach vertrieben. Das Gesundheitssystem ist geschwächt und nimmt den Syrer*innen die Möglichkeit, mit den Herausforderungen von COVID-19 umzugehen.
Eine Familie in ihrem Zelt im Lager Areesha in Nordost Syien. IRC bietet dort Programme für mentale, reproduktive und allgemeine Gesundheit für die Einwohner*innen des Camps an.
Foto: Soulnar / IRC
Humanitäre Risiken in Syrien im Jahr 2021
Der Konflikt im Nordwesten ist der wahrscheinlichste Auslöser für größere Instabilität im Jahr 2021.
COVID-19 verschärft die ohnehin schon schlimmste Wirtschaftskrise, mit der Syrien seit Beginn des Konflikts konfrontiert ist.
Syrische Frauen und Kinder werden besonders von den Auswirkungen des Coronavirus betroffen sein.
Die Möglichkeiten für humanitäre Organisationen, aus den Nachbarländern Zugang zu Menschen in Not in Syrien zu erhalten, werden zunehmend eingeschränkt.
Unser Einsatz in Syrien
Beginn: 2012. Arbeitsbereiche: Unterstützung von Gesundheitseinrichtungen und mobilen Gesundheitsteams, die auf primäre medizinische Versorgung sowie reproduktive und psychische Gesundheit spezialisiert sind, COVID-19-Aufklärung und Schulungen zu Infektionsprävention und -kontrolle, Nahrungsmittel- und Bargeldhilfen, Schutz von Frauen und Kindern, inklusive Programmen zur frühkindlichen Entwicklung. Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit in Syrien.
2. Afghanistan: Stockender Friedensprozess in Gefahr
Bevölkerung: 38,9 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 18,4 Millionen Position auf der Emergency Watchlist 2020: 6
Afghanistan ist auf den zweiten Platz der Emergency Watchlist aufgestiegen, da das Land einer dreifachen Bedrohung ausgesetzt ist: innerstaatlichen Konflikten, COVID-19 und den Folgen des Klimawandels. Dazu kommt die Unsicherheit über den ins Stocken geratenen Friedensprozess zwischen der Regierung und den Taliban. Selbst nach vier Jahrzehnten der Krisen wächst der humanitäre Bedarf in Afghanistan angesichts der Pandemie und der anhaltenden Gewalt rapide an. Die Zahl der Menschen, die im Jahr 2021 Unterstützung benötigen werden, hat sich im Vergleich zu Anfang 2020 fast verdoppelt.
Kinder spielen am "IRC Safe Healing and Learning Space" in Deh Surkh, Qala-e-Naw, Afghanistan.
Foto: S Glinski / IRC
Humanitäre Risiken in Afghanistan im Jahr 2021
Politische Unsicherheit wird wahrscheinlich auch 2021 dominieren und den Konflikt zwischen den Taliban und den afghanischen Regierungstruppen zuspitzen.
Zivilist*innen und humanitäre Helfer*innen werden weiterhin die Hauptlast des Konflikts tragen.
COVID-19 hat Afghan*innen im In- und Ausland in die Armut getrieben, sodass mit einer Zunahme der Ernährungsunsicherheit zu rechnen ist.
Frauen sind unverhältnismäßig stark von der Krise in Afghanistan betroffen. Berichte über Kinderehen und Gewalt gegen Frauen haben zugenommen.
Naturkatastrophen, die zum Teil auf extreme Wetterbedingungen infolge des Klimawandels zurückzuführen sind, vertreiben Familien und führen zu einem größeren Bedarf an humanitärer Hilfe.
Unser Einsatz in Afghanistan
Beginn: 1988. Arbeitsbereiche: Bildung, Kinderschutz, Versorgung mit Trinkwasser und Sanitäranlagen einschließlich der Installation von Handwaschstationen, Unterstützung von Gesundheitseinrichtungen, Aufklärungskampagnen und Schulungen zur COVID-19-Prävention, Nothilfe, Programme zur wirtschaftlichen Erholung sowie Schutz und Stärkung von Frauen. Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit in Afghanistan.
1. Jemen: Unerbittlicher Konflikt und Hungersnot
Bevölkerung: 29,8 Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen: 24,3 Millionen Position auf der Emergency Watchlist 2020: 1
Jemen steht das dritte Jahr in Folge an der Spitze unserer jährlichen Emergency Watchlist. Mehr als fünf Jahre eines schwer bewaffneten Konflikts, fehlende Finanzierung von Hilfsprojekten und die COVID-19-Krise haben die humanitäre Hilfe im Jahr 2020 an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Achtzig Prozent der Bevölkerung sind auf Unterstützung angewiesen. Jemenit*innen berichten IRC, dass sie sich mehr Sorgen um Nahrungsmittelknappheit als um COVID-19 machen: Da die Pandemie die wirtschaftliche Krise des Landes verschärft und keine politische Lösung in Sicht ist, droht Jemen eine Hungersnot.
Abdul Ghafar sitzt mit seinem Sohn Adbdullah in Mosuk Village im Süden Jemens. Als der dreijährige Adbulla krank wurde, brachte ihn sein Vater in die mobile Gesundheitsklinik von IRC. Er wurde gegen Cholera und Unterernährung behandelt.
Foto: Kellie Ryan / IRC
Humanitäre Risiken in Jemen im Jahr 2021
Die festgefahrenen Friedensbemühungen und der Kampf um die Kontrolle der Ölfelder bergen das Risiko einer Konflikteskalation.
Die am Konflikt beteiligen Parteien missachten ihre Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Erleichterung des humanitären Zugangs: 40% der Opfer von Luftangriffen starben in Wohngebieten (seit 2015).
Die fehlende Finanzierung durch Geberländer erschwert die humanitäre Hilfe an einem Ort, der ohnehin schon zu den schwierigsten Einsatzorten für Hilfsorganisationen gehört.
Eine Katastrophe auf einem schlecht gewarteten Öltanker könnte verheerende Auswirkungen auf einen Hafen haben, der für die Fischerei und Lebensmittelimporte kritisch ist.
Unser Einsatz in Jemen
Beginn: 2012. Arbeitsbereiche: Medizinische Dienste inklusive Zentren für Geburtshilfe und Neugeborene, reproduktive Gesundheitsleistungen, mobile Kliniken, eine COVID-19-Isolierstation, Behandlung unterernährter Kinder, Bargeldhilfen, Bildung, Programme zur Sicherung des Lebensunterhalts sowie zum Schutz von Frauen und Kindern und der Versorgung mit Trinkwasser und Sanitäranlagen. Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit in Jemen.
Aktuelle Konflikte 2021
Die Welt steht im kommenden Jahr vor noch nie dagewesenen humanitären Notlagen. Die schlimmsten humanitären Krisen des Jahres 2021 werden in Ländern stattfinden, die von der Weltpolitik im Stich gelassen wurden. Inmitten der COVID-19-Pandemie wurden Konflikt- und Krisenregionen sich selbst überlassen und die am meisten gefährdetsten Menschen zahlen den Preis. Die internationale Gemeinschaft muss jetzt handeln, sonst können Jahrzehnte hart erkämpfter Fortschritte bei der Reduzierung von Armut, Hunger und Krankheit verloren gehen oder rückgängig gemacht werden.
Weitere IRC-Analysen zu jedem der 20 Länder auf unserer Rangliste sowie Empfehlungen für globale Führungskräfte finden Sie im Report „2021 Emergency Watchlist“.
Video: Top 5 der humanitären Krisen 2021
Weltweit vor Ort
Wir sind in 18 der 20 Länder auf IRCs Emergency Watchlist vor Ort – und zwar seit durchschnittlich 15 Jahren.
IRC reagiert auf die schlimmsten humanitären Krisen der Welt und hilft Menschen, deren Leben und Lebensgrundlagen durch Konflikte und Katastrophen zerstört wurden, zu überleben, sich zu erholen und ihr Leben neu aufzubauen. In mehr als 40 Ländern bieten unsere engagierten Teams sauberes Wasser, Unterkünfte, Gesundheitsversorgung, Bildung und Unterstützung beim Aufbau einer selbstbestimmten Zukunft.