Die 10 größten Krisen, die die Welt 2019 beobachten sollte

In der Emergency Watchlist 2019 identifiziert International Rescue Committee Länder, die in diesem Jahr am stärksten von humanitären Krisen betroffen sein werden. Diese Rangliste wird von Ländern mit bewaffneten Konflikten dominiert; angeführt vom Jemen, von der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan, gefolgt von Afghanistan, Venezuela, der Zentralafrikanischen Republik, Syrien, Nigeria, Äthiopien und Somalia.

In diesen Ländern ist die Wahrscheinlichkeit besonders hoch, dass sich die Lage verschlechtert – aufgrund der hohen von Menschen ausgehenden Gefahren wie bewaffneten Konflikten oder Wirtschaftskrisen, von natürlichen Risiken wie Dürren, Überschwemmungen und anderen klimabedingten Ereignissen, der Verletzlichkeit der Bevölkerung sowie der Kapazität des Staates, Krisen selbst zu bewältigen.

“2018 war ein verheerendes Jahr für Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Mehr Menschen als je zuvor wurden aus ihren Häusern vertrieben. An vielen der herausforderndsten Orte der Welt werden bewaffnete Konflikte und von Menschen verursachte Krisen das Leben im Jahr 2019 immer schlechter werden lassen.”

— Bob Kitchen, Vizepräsident für Notfalleinsätze bei IRC

10. Somalia

Somalia wird seit Jahrzehnten von anhaltenden Konflikten heimgesucht. Die Krise, die durch Instabilität und Unsicherheit sowie anhaltende Naturkatastrophen ausgelöst wurde, hat über 2,6 Millionen Somalier intern vertrieben und 870.000 Flüchtlinge wurden registriert.

Ausblick 2019: Somalia wird voraussichtlich im gesamten Jahr 2019 instabil, konfliktbelastet und nahrungsmittelunsicher bleiben. Während ein größeres Wiederaufleben von Al-Shabab unwahrscheinlich ist, werden die Menschen aufgrund des anhaltenden Konflikts weiterhin aus ihren Häusern vertrieben werden.

Ein kleiner Junge aus Somalia liegt auf dem Boden
Ein kleiner Junge liegt auf einem Kinderbett im Krankenhaus von Mogadischu, wo er wegen Unterernährung behandelt wird.

Foto: Will Swanson/IRC

 

9. Äthiopien

Äthiopien befindet sich in einem zunehmend internen Konflikt, in dem in der ersten Hälfte des letzten Jahres 1,4 Millionen Menschen intern vertrieben wurden – mehr als in jedem anderen Land. Dies wurde durch Spannungen zwischen regionalen politischen und ethnischen Gruppen verschärft, seit Amtsantritt des neuen Premierministers Abiy Ahmed und dem Beginn der Reform.

Ausblick 2019: Die Politik wird volatil bleiben und mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere ethnische Konflikte auslösen. Dies wird zu weiteren Vertreibungen und Nahrungsmittelknappheit führen, was sich bei wenig Regen und schlechten Ernten noch verstärken wird.

Ein kleiner Junge an einer Wasserstelle
Aman Yassin, 12, wartet an einer Wasserstelle, um seine Kanister zu füllen.

Foto: Mulugeta Ayene/IRC

 

8. Nigeria

Im Jahr 2018 erlebte Nigeria anhaltende Angriffe durch bewaffnete Gruppen sowie Gewalt auf kommunaler Ebene, was durch den Wettbewerb um Wasser- und Bodenressourcen verschärft wurde. Infolgedessen wurden über zwei Millionen Nigerianer intern vertrieben und 230.000 haben in den Nachbarländern Zuflucht gesucht.

Ausblick 2019: Die Gewalt könnte sich verschärfen, weitere Vertreibungen auslösen und die Ernährungssicherheit für Millionen von Nigerianern beeinträchtigen. Die Präsidentschaftswahlen im Februar 2019 können ebenfalls destabilisierende Auswirkungen haben und größere Konflikte auslösen, die zu weiteren Vertreibungen führen könnten.

Ein Mädchen hält ein Schulbuch in der Hand und lächelt in die Kamera
Mädchen in einem Klassenzimmer in Maiduguri, Nigeria.
Foto: Kellie Ryan/IRC



7. Syrien

Syrien wird seit dem Ausbruch der Proteste gegen die Regierung im Jahr 2011 von bewaffneten Konflikten heimgesucht. Seitdem ist ein Großteil Syriens durch den Krieg zerstört worden, und die Gesundheits- und Bildungsdienste sind zusammengebrochen. 6,2 Millionen Syrer bleiben intern vertrieben und 5,6 Millionen sind als Flüchtlinge in der Region registriert.

Ausblick 2019: Nordwestsyrien ist bei anhaltendem Konflikt weiterhin von Vertreibungen und Zerstörungen der Infrastruktur im Jahr 2019 bedroht. Zivilisten können anfällig für Luftangriffe sein und haben nur wenige Möglichkeiten, sich in Sicherheit zu bringen

Eine syrische Familie sitzt im dunkeln in Syrien
Eine Familie kauert im Dunkeln in ihrem Kellerunterstand in Ost-Ghouta, Syrien.

Foto: Abdullah Hammam/IRC

 

6. Zentralafrikanische Republik

Die Zentralafrikanische Republik (CAR) hat seit dem Sturz der Regierung im Jahr 2013 anhaltende Instabilität erlebt, was die Situation in dem bereits unterentwickelten Land verschärft. Trotz der Bemühungen, bewaffnete Gruppen in den Dialog zu bringen, sind viele Zivilisten ihnen weiterhin ausgeliefert. Über 550.000 Menschen haben mit der Lebensmittelknappheit zu kämpfen.

Ausblick 2019: Konflikte, die zu weiterer Vertreibung und Ernährungsunsicherheit führen, dürften in der CAR anhalten. Bei einer bereits gefährdeten Bevölkerung werden selbst relativ kleine Konflikte oder Naturereignisse erhebliche humanitäre Auswirkungen haben, die das Leben vieler Menschen bedrohen.

ein Gesundeheitshelfer von IRC hält ein unterernährtes Kleinkind in seinem Arm
Ein IRC-Gesundheitshelfer untersucht ein Kleinkind, das an Unterernährung leidet, als die Menschen nach der Flucht vor Kämpfen in ihr Dorf zurückkehren.

Foto: David Belluz/IRC

 

5. Venezuela

Der wirtschaftliche Zusammenbruch in Venezuela hat mindestens drei Millionen Menschen aus dem Land getrieben (insbesondere nach Kolumbien), vor allem weil sie es sich nicht mehr leisten können, ihre Familien zu ernähren. Dies hat auch zu einem raschen Anstieg von Kriminalität und Gewalt sowie dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems geführt, sowie zur Verbreitung von Krankheiten wie Masern und Diphtherie beigetragen.

Ausblick 2019: Die Wirtschaftskrise Venezuelas dürfte sich 2019 weiter verschärfen. Wenn die Regierung nicht radikal die Richtung wechselt und Wirtschaftsreformen einleitet, werden sich Krankheiten weiter ausbreiten. Ohne Zugang zu Nahrung, werden die Menschen gezwungen sein, aus dem Land zu fliehen.

Eine venezuelanische Familie steht vor einer Mauer und eine Leiter steht im Hintergrund
Eine junge Familie, die aus Venezuela nach Kolumbien floh.

Foto: Iris Ebert/IRC



4. Afghanistan

In Afghanistan gibt es seit 2001 anhaltende Konflikte. Gepaart mit chronischer Dürre, hat zu weitreichenden Vertreibungen und Lebensmittelknappheit geführt. Erschwerend kam 2018 dazu, dass über eine halbe Million afghanischer Geflüchtete aus dem Iran zurückkehrten.

Ausblick 2019: Die im April 2019 anstehenden Präsidentschaftswahlen fallen mit dem Beginn der Frühjahrskämpfe zusammen und werden voraussichtlich zu einer Zunahme der Gewalt führen. Konfliktgetriebene Vertreibungen werden zunehmen. Es wird erwartet, dass die Zahl der Menschen, die mit Lebensmittelknappheit zu kämpfen haben, aufgrund der anhaltenden Gewalt und der Folgen der Dürre 2017-2018 steigen wird.

Eine Familie aus Afghanistan sitzt in einem Zelt
Zainab, 23, im Zelt mit ihren beiden Kindern.

Foto: Haseeb Khalid/IRC

 

3. Südsudan

Der Südsudan befindet sich seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 2012 fest in der Hand des Bürgerkriegs, der schätzungsweise 380.000 Menschenleben gefordert hat. Trotz eines fragilen Friedensabkommens hält die Gewalt im ganzen Land an, was zu 1,96 Millionen Binnenvertriebenen, 2,47 Millionen Flüchtlingen und 6,1 Millionen Menschen führt, die von Lebensmittelknappheit betroffen sind.

Ausblick 2019: Auch ohne Eskalation der Kämpfe wird ein erheblicher Teil der Südsudanesen darum kämpfen, genügend Nahrung zu bekommen. Wenn das Friedensabkommen Bestand hat, wird der lokalisierte Konflikt angesichts der Bedrohungen für ihre Sicherheit durch die Aktivitäten bewaffneter Gruppen wahrscheinlich weiterhin Zehntausende von Zivilisten vertrieben. Ein Scheitern des Friedensabkommens könnte zu einer erneuten Eskalation des Konflikts und einem drastischen Anstieg des Bedarfs humanitärer Hilfe führen.

Einem kleinen Kind aus dem Südsudan wird der Arm vermessen
Ein Kind wird im IRC-Zentrum für Unterernährung in Panthou, Südsudan, vermessen.
Foto: Charles Lomodong/IRC

2. Demokratische Republik Kongo

Mehr als zwei Jahrzehnte Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo haben zu extremer Instabilität in weiten Teilen des Landes geführt. 13,1 Millionen Menschen befinden sich in einer Krise oder sind von Lebensmittelknappheit betroffen. Die jüngsten Zahlen sind umstritten, aber 2017 zählten die Vereinten Nationen 4,5 Millionen Binnenvertriebene. Im Laufe des letzten Jahres kam es im Kongo zum zweitgrößten Ebola-Ausbruch in der Geschichte, der weiterhin anhält.

Ausblick 2019: Die Spannungen rund um Präsidentschaftswahlen im Dezember 2018 lassen erwarten, dass 2019 mit intensiven politischen Meinungsverschiedenheiten, Protesten und möglicherweise zunehmender Milizengewalt beginnen wird. Dies wird vermutlich zu Ernteausfällen führen, was Lebensmittelknappheit und Vertreibungen nach sich zieht. Zugleich ist zu befürchten, dass Ebola sich weiter ausbreiten wird.

Ein Mann mit einem Schutzanzug schaut in die Kamera
Im Schutzanzug desinfiziert das Personal die Gesundheitseinrichtung in Mabalako, Nord-Kivu, Demokratische Republik Kongo.

Foto: Quelle:Kellie Ryan/IRC

 

1. Jemen

Jemen ist seit 2015 in einen erbitterten Bürgerkrieg verwickelt. Die von Saudi-Arabien und den Emiraten geführte Koalition unterstützt die Regierung von Präsident Hadi gegen die Houthi-Bewegung, die die Hauptstadt Sanaa kontrolliert. 24 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe. Die Vereinten Nationen warnten Ende 2018, dass das Land Gefahr läuft, eine „massive Hungersnot“ zu erleiden. Im Jemen ist mit über einer Million Betroffenen auch der schlimmste Cholera-Ausbruch der modernen Geschichte zu verzeichnen.

Ausblick 2019: Der Bürgerkrieg und die damit verbundene humanitäre Katastrophe dürften auch 2019 anhalten, die Lebensmittelknappheit verschärft sich. Da die Luftangriffe weiterhin zivile Bereiche und medizinische Einrichtungen treffen, wird es für humanitäre Organisationen immer schwieriger, Hilfe zu leisten, vertriebenen Menschen zu helfen und die Unterernährung zu bekämpfen. Wenn die Dialogbemühungen scheitern und die Koalition eine Offensive startet, um die Kontrolle über die Hafenstadt Hodeidah zu übernehmen, die 70 Prozent aller Importe einbringt, könnten weitere 250.000 Menschen „alles verlieren – sogar ihr Leben“, warnen die Vereinten Nationen.

Ein junges Mädchen sitzt in Trümmern
Ein junges Mädchen sitzt auf dem Boden in einem Dorf im Jemen.
Foto: Quelle: Kellie Ryan/IRC